Das toxische Modelbusiness
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„Toxic“ beginnt mit einem Versprechen. „Weißt du, was wir hier in dieser Schule lernen? Selbstvertrauen“, sagt die Kursleiterin zu Marija (Vesta Matulytė). An der Wand hängen Porträtfotos zahlreicher Mädchen, die von einer Modelkarriere träumen. Eine von ihnen hat es bereits geschafft: „Sie ist jetzt in Japan. Diese Kurse haben sich für sie in nur einer Woche ausgezahlt.“ Marija zweifelt. Sie, ein Model? Seit ihrer Geburt lebt sie mit einer Gehbehinderung, über die sich andere häufig lustig machen. Doch die
Kursleiterin bestärkt sie: Nicht die Choreografie sei entscheidend, sondern das Selbstvertrauen.
Marija meldet sich an. Und gewinnt eine neue Freundin dazu, Kristina (Ieva Rupeikaitė), die ebenfalls die Modelschule besucht. Fortan schlagen sich die beiden 13-Jährigen gemeinsam durch. Das Setting ist rough: eine Kleinstadt in Litauen, viele Jahre nach dem Ende der Sowjetunion. Der Putz fällt von den Wänden ab; Perspektivlosigkeit herrscht vor. „Tue alles, um hier rauszukommen, okay?“, sagt Kristinas Vater und drückt ihr ein Bündel Geldscheine in die Hand. Dann dreht er sich zu seinem Kumpel in der Kneipe um: „Meine Tochter ist ein Model.“
Eine Modelkarriere im fernen Ausland: In „Toxic“ geht es dabei weniger um die Sehnsucht nach Glamour und Fame als um den unbedingten Drang, die Trostlosigkeit der Heimat hinter sich zu lassen. Die Mädchen träumen nicht vom Laufsteg, sondern vom sozialen Aufstieg. Doch der Weg dorthin ist hart: Woche für Woche legt die Kursleiterin das Maßband um…