Ein Netz aus Telefonkabel mit einer besorgten Handyfigur geknüpft. Es hängen viele unterschiedliche Telefonhörer im Netz.
© Charlie Spies

Am 11. Oktober 2013 ertranken über 250 Menschen im Mittelmeer, nachdem sie mehr als fünf Stunden lang versucht hatten, per Satellitentelefon Hilfe zu rufen. Ihr SOS wurde von den Behörden ignoriert, obwohl sich eine italienische Fregatte in nur vierzig Seemeilen Entfernung befand. Erst als das Schiff mit den Geflüchteten unterging, machte sie sich auf den Weg. In Gesprächen mit Überlebenden auf Malta wurde diese Erfahrung zum Schlüsselerlebnis für die Einrichtung des Alarm Phone: Was wäre gewesen, hätten die Menschen eine unabhängige Telefonnummer anrufen können? Nach langer Vorbereitung

starteten wir zum ersten Jahrestag des Schiffsunglücks das Projekt Alarm Phone. Der Kern von Alarm Phone sind die Telefonschichten. Seit zehn Jahren kann es rund um die Uhr von Menschen angerufen werden, die auf ihrem Weg nach Europa in Not geraten. Wir können dann „Alarm machen“, sprich bei den Küstenwachen Druck aufbauen, die Polizeistationen nerven. Wir sorgen dafür, dass zivile Seenotrettungsschiffe Bescheid bekommen, in manchen Fällen vermitteln wir auch Anwält*innen oder informieren lokale NGOs. Und nicht zuletzt sind wir einfach an der Seite der Menschen und hören zu Alarm Phone ist ein dezentrales aktivistisches Netzwerk, zu dem dreihundert Menschen in Europa und Afrika gehören. Wir sind in Ortsgruppen organisiert, die autonom arbeiten und von Glasgow bis Dakar, von der Bretagne bis Tunis verstreut sind. Zweimal im Jahr veranstalten wir Treffen mit dem gesamten Netzwerk. Wegen des rassistischen Visa-Regimes immer öfter in Afrika, damit unsere Freund*innen aus dem Süden ebenfalls teilnehmen können. Bei ein…