Feuer gegen Femizide
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Worum geht es in der Geschichte von Mariana Enríquez?
Die Geschichte handelt von Femiziden durch Verbrennen, eine Form der Gewalt also, die gesehen werden will. Enríquez erzählt von Frauen, die als Reaktion auf diese Art der Femizide beginnen, sich selbst zu verbrennen. Sie ist fiktional, basiert aber auf einem realen argentinischen Fall: Eine Frau wurde von ihrem Partner verbrannt, der dann behauptete, sie selbst habe Alkohol auf ihren Körper gegossen und sich angezündet. Und die Leute glaubten ihm. Bei Enríquez nun verbrennen sich die Frauen als Reaktion nicht zu Tode – wie es bei einer politischen Selbstverbrennung der Fall wäre –, sondern gehen
zehn, zwanzig Sekunden ins Feuer, bevor sie von den anderen gerettet werden. Es ist eine Art Feuertaufe, eine radikale, vielleicht sogar anarchistische Antwort. Ein Satz, den ich aus der Kurzgeschichte besonders mag, lautet paraphrasiert: Als die Männer uns verbrannten und sagten, wir wären diejenigen, die sich selbst verbrennen, glaubten ihnen die Leute. Aber als wir ins Feuer gingen, glaubten uns die Leute nicht.
Was hat dich an dem Thema gereizt?
Ich interessiere mich für die Idee von Feuer, sowohl als Materie als auch in politischer Hinsicht. Sichtbarkeit kann manchmal bedeuten, sich mehr Gewalt auszusetzen. In Argentinien gab es eben diesen Fall der Frau, die verbrannt wurde, und dieser gewann durch die Medien an Öffentlichkeit. Das Resultat war aber nicht etwa Gerechtigkeit für sie, sondern eine Welle weiterer Femizide, die den ersten nachahmten. Was machen wir mit diesem Problem? Ich finde es spannend, die Ausbreitung von Gewalt zu beobachten, die entsteht, wenn Gewalt sichtbar wird. Da…