Eine abstrakte Illustration einer öffentlicher U-Bahn/Metro Station.
© Firpal Jawanda

Mit dem Brief vom Amt kommt für Jannike die Angst: Angst vor Kürzungen, „Angst vor einer übermächtigen Struktur. Angst, dass dich etwas existenziell bedroht – und du nichts dagegen tun kannst“. Jannike ist 32 Jahre alt und gelernte Sozialarbeiterin. Wegen einer chronischen Erkrankung ist sie immer wieder auf staatliche Leistungen angewiesen. Jedes Mal fragt sie sich: Reicht das Geld für Essen, eine warme Wohnung, Medikamente? Eine Erfahrung, die sie mit rund 13 Millionen Menschen in Deutschland teilt.

Jede*r Sechste lebt hierzulande unter der Armutsgrenze, die in einer EU-Statistik festgelegt ist. Dafür maßgeblich sind die Größe des Haushalts und die Anzahl der darin lebenden Kinder. Im Jahr 2024 lag die Armutsgrenze für Alleinstehende bei 1378 Euro netto im Monat, für eine Familie mit zwei

Erwachsenen und zwei Kindern bei 2893 Euro. Das sind sechzig Prozent dessen, was vergleichbare Haushalte mit mittlerem Einkommen zum Leben haben.

Armut ist mehr als Geldmangel. Betroffenen fehlt es oft auch an Bildungschancen, fair entlohnter Arbeit sowie gesellschaftlicher Anerkennung. Und an einer Lobby, die ihre Interessen in den Medien und gegenüber der Regierung vertritt. Um ihnen einen Ort des Austauschs, der Unterstützung und Verbundenheit zu bieten, schließen sich Mitte der 2010er-Jahre in Wilhelmsburg eine Handvoll Menschen zusammen. Unter ihnen ist Jannike. Sie und ihre Mitstreiter*innen kennen sich aus dem Infoladen – ein unabhängiges politisches Zentrum, in dem sie sich engagieren und in dessen Räumen sie nun eine neue Initiative gründen. Sie nennen sie Wilhelmsburg Solidarisch. Nach dem Stadtteil, der ihr Zuhause ist. Und dem Versprechen, einander beizustehen.

Wilhelmsburg ist flächenmäßig der größte Stadtteil Hamburgs. Trotzdem ist das Viertel vielen Hamburger*innen und Tourist*inn…