Die schönere Lüge

Die schönere Lüge
Während Meadow mit düsteren Avantgarde­filmen provoziert, schmuggeln Carries Komödien ein bisschen Feminismus ins Popcornkino. Seit der achten Klasse sind die beiden Freundinnen, obwohl sie so verschieden sind; Meadow wächst in einer Villa in Los Angeles auf, ist androgyn und charismatisch, die 13-jährige Carrie unterdessen beschreibt sich selbst als „fett und arm“. Sie ist nur dank eines Stipendiums auf der schicken Highschool, an der sich die beiden in den 1980er-Jahren kennenlernen. Sie verbindet von Anfang an ihre Lust aufs Kino, sie drehen zusammen – mit Meadows Ausrüstung – erste Filme. Dana Spiottas Romanerfolg „Unberechenbar“ handelte von einer 53-Jährigen, die sich mit dem Klimakterium und Trumps erster Amtszeit herumschlägt. „Die schönere Lüge“ erzählt nun von zwei Filmemacherinnen, die sehr unterschiedliche Wege gehen. Beide haben Erfolg, wobei sich Meadow irgendwann fragt, ob ihre experimentellen Filme wirklich von Radikalität oder einfach nur von Eitelkeit angetrieben werden. Die Kinoleidenschaft und die Unterschiede der beiden, der Sexismus in der Filmindustrie, die Machtverhältnisse am Set, die Fallstricke des Sehens und Gesehenwerdens (gleich ob im Bereich des Mainstream- oder Experimentalfilms) werden in vielen Szenen vorgeführt und reflektiert. Und dann ist da noch eine Affäre, die die sehr junge Meadow mit einem alternden Hollywoodstar hatte. „Die schönere Lüge“ erzählt von einer schwierigen Freundschaft, Kunst, Privilegien, Aufrichtigkeit und nicht zuletzt feministischer Filmtheorie. Spiotta macht daraus einen komplexen, fesselnden Roman. Sabine Rohlf

Dana Spiotta „Die schönere Lüge“ ( Aus dem Englischen von Miriam ­Mandelkow. Kjona, 302 S., 25 Euro )

Texte zu Geschlecht, Klasse und Emanzipation 1832-1936
Im Band „Feministische Internationale“ sammelt Politikwissenschaftler Vincent Streichhahn Beiträge von linken Feminist*innen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert wie Clara Zetkin und Alexandra Kollontai: Reden, Positionspapiere, Briefe und andere Texte. Das Buch liefert einen wertvollen Einblick in die Aushandlungsprozesse von Feminist*innen aus Ländern wie Indien, Großbritannien, Russland, Japan, Kolumbien und Deutschland in Zeiten während und nach der Industriellen Revolution. Obgleich die Begriffe damals noch nicht existierten, geht es dabei auch um Care-Arbeit und Intersektionalität. Damit ist der Band erstaunlich aktuell, denn viele der Probleme, mit denen Frauen damals konfrontiert waren, reichen bis heute. Die Denkerinnen, Politikerinnen und Aktivistinnen erzählen von der Situation der Frau und argumentieren, dass Gleichberechtigung durch die Organisation von Arbeiter*innen erreicht werden könne. Schließlich muss, will man im Diskurs um Gleichberechtigung nicht bei Klassismus und Geschlecht als Diskriminierungskategorien zum Abbau von Vorurteilen verharren, auch der Klassenkampf berücksichtigt werden. Durch die Abbildung vielfältiger Perspektiven stellt die Anthologie unterschiedliche Ansichten als gleichwertig dar, was Lesenden die Freiheit lässt, eigene Schlüsse zu ziehen. Wünschenswert wäre ein weiterer Band, der zeitlich weniger streng abgesteckt ist, den Kolonialismus berücksichtigt und Texte feministischer Kämpfer*innen aus afrikanischen Ländern und den Ländern Vorderasiens vorstellt, die in diesem Band gänzlich fehlen. Amina Aziz

Vincent Streichhahn (Hrsg.)  „Feministische Internationale – Texte zu Geschlecht, Klasse und Emanzipation 1832-1936“ ( Dietz, 236 S., 20 Euro )

Die Tochter Buchcover

Die Tochter
Die beiden Protagonistinnen des Romans „Die Tochter“ von Guadalupe Nettel sind mit dem Kinderkriegen und Mutterschaft konfrontiert. In diesem zweiten ins Deutsche übertragenen Werk der mexikanischen Autorin lässt sich Laura die Eileiter durchschneiden: Sie ist felsenfest davon überzeugt, Kinder zu bekommen, wäre eine schlechte Idee. Sie wird von ihrer besten Freundin Alina geradezu überrumpelt, als diese von ihrem plötzlichen Kinderwunsch erzählt. Was auf Alinas künstliche Befruchtung folgt, ist ein Wechselbad der Gefühle. Während Alina mögliche genetische Mutationen am Embryo befürchten muss, freundet sich Laura mit dem zornigen Nachbarsjungen an, der von seiner Mutter vernachlässigt wird, und entwickelt mütterliche Gefühle für ihn. Auf einmal hinterfragen beide Freundinnen ihre Einstellungen zu Mutterschaft. Dass „Die Tochter“ gesellschaftliche Tabuthemen beleuchtet wie die Sterilisation der Frau oder die Frage, wie werdende Mütter behinderter Kinder behandelt werden, verleiht dem Roman Gewicht. Dennoch steht einer wirklichen Tiefe der (zumindest in der deutschen Übersetzung) starre Stil und die Ausarbeitung der Charaktere im Weg. Die eine oder andere Message geht verloren, wenn z. B. dreimal kurz hintereinander „auf Tauchstation gehen“ als Synonym für „verschwinden“ benutzt wird oder Aussagen wie „sie musste sich noch nie schminken“ als Kompliment in die Gedanken  der sonst so feministischen Laura eingebaut werden. Da hilft es auch nicht, dass Alinas Erzählstrang gegen Ende spannende Wendungen erlebt. Lorina Speder

Guadalupe Nettel „Die Tochter“ ( Aus dem Spanischen von Michaela Meßner. Luchterhand, 288 S., 22 Euro )

Es währt für immer und dann ist es vorbei
Das Jenseits ist ein Hotel mit langen Gängen und Konferenzräumen mit belangloser Einrichtung: Wer hier eincheckt, ist nicht etwa auf Geschäftsreise, sondern tot. Im Hotel der Untoten wird gepredigt, über das Leben nach dem Tod philosophiert und es werden Scheiterhaufen errichtet, auf denen Gliedmaßen verbrannt werden, denn von denen sind der untoten Gemeinschaft einige abhandengekommen. Auch die Protagonistin in Anne de Marckens „Es währt für immer“ hat nur einen Arm, dafür wohnt im Inneren ihres Brustkorbs eine Krähe, die zur treuen Begleiterin wird. Die Geschichte der US-amerikanischen Autorin könnte eine von unzähligen über hirnlose Zombies sein. Doch dieses Buch ist anders. Zwar lesen wir von einer Untoten, die mordend loszieht, doch es ist nicht (nur) der Hunger nach Menschenfleisch, sondern auch die Trauer, die sie immer weiter gen Westen ans Meer treibt. Vorbei an abgebrannten Häusern, an verlassenen Siedlungen und vorbei an den Lebenden. De Marckens Sprache kreiert dabei einen fast schon zarten Rahmen, der die Monstrosität nicht auslässt, ihr aber auch nicht die gewohnte Bühne bietet. Der Raum für Gedanken und Erinnerungen – schwere und schöne – zeigt das vermeintliche Monster menschlich. Mehr vielleicht als die Menschen selbst. Dieser Roman, der 2024 mit dem Ursula K. Le Guin Prize for Fiction ausgezeichnet wurde, ist eigenwillig. Wo man inhaltlich manchmal zwischen Traum, Erinnerung und Realität ins Schwanken gerät, trägt einen die sanft fließende Sprache mühelos bis zur letzten Seite. Julia Schattauer

Anne de Marcken „Es währt für immer und dann ist es vorbei“ ( Aus dem Englischen von Clemens J. Setz. Suhrkamp. 151 S., 23 Euro )

Lebensversicherung
Die Ich-Erzählerin in Kathrin Bachs Romandebüt hat eine Berufsunfähigkeitsversicherung, lange bevor sie überhaupt einen Beruf hat. Als Kind einer Versicherungsverkäufer*innen-Familie wächst sie in den 1990er- und 2000er-Jahren in der scheinbaren Idylle eines dörflichen Neubaugebiets auf. Doch heil wirkt dieses Leben nur aus der Ferne. Berufsbedingt kennen ihre Eltern sämtliche Krankheiten, Unfälle und sonstigen Probleme der Nachbar*innen. Und das Kind entwickelt jede Menge Ängste, teils aus der eigenen Geschichte heraus, teils weil sie die Ängste ihres Dorfes und ihrer Familie in sich trägt. Kathrin Bach erzählt in „Lebensversicherung“ ein Coming-of-Age in der westdeutschen Provinz, und zwar in Versicherungen. Die sehr kurzen Kapitel in knapper und klarer Sprache – Kathrin Bach ist Lyrikerin – ergänzt sie um Fotos mit diversen popkulturellen Referenzen dieser Zeit und um Beschreibungen von Lebens-, Feuer-, Auto- und sonstigen Versicherungen, die in der typisch bürokratischen Sprache der Branche gehalten sind. Und das ist sehr viel spannender und lustiger, als es erst mal klingt. Mit leisem Humor zeichnet Bach das Porträt einer von Ängsten geprägten Mittelschichtskindheit, das an Autor*innen wie Daniela Dröscher und ihre autofiktionale Ergründung von Klassenunterschieden und -zugehörigkeiten erinnert. Außerdem schön: Es ist der vermutlich erste deutsche Roman, der mit einem Kelly-Family-Zitat eingeleitet wird. Anna Mayrhauser

Kathrin Bach „Lebensversicherung“ ( Voland & Quist, 240 S., 24 Euro ) 

Woran ich lieber nicht denke
„In meiner Wohnung am Park lernte ich schnell, was Alleinsein bedeutete. Dass man eine Packung Salami kaufen und alle Scheiben auf einmal vertilgen kann.“ Dieses Zitat aus dem zweiten Roman von Jente Posthuma spiegelt ihren bittersüßen Stil wider, der der niederländischen Autorin 2024 eine Nominierung für den renommierten International Booker Prize einbrachte. Mit ihrem Zwillingsbruder träumt sich die Ich-Erzählerin in „Woran ich lieber nicht denke“ raus aus der Enge ihres Dorfes in das Großstadtleben von New York. Doch das Erwachsenwerden bringt Ernüchterung: Unweit der Heimat arbeitet ihr Bruder in einer Bar und sie in einem Secondhandladen. In einem Wechselspiel aus Rück- und Vorblenden, unterfüttert mit makaberem Humor, gibt uns die Autorin peu à peu kleine Hinweise, anhand derer sich die bevorstehende Tragödie abzeichnet: der Suizid des Bruders. „In diesem Buch ging es um die Gefühle, die ich empfand, als sich die eine Person, von der ich dachte, sie würde immer da sein, aus meinem Leben zurückzog“, sagte Posthuma in einem Interview für die Website des Booker Prize. Erinnerungen tauchen fragmentarisch auf, überfallen die Protagonistin in den unwahrscheinlichsten und gewöhnlichsten Momenten – mal schmerzhaft, mal tröstend. Einfühlsam und clever schildert Posthuma, dass Trauern nicht eindimensional oder vorhersehbar ist, keinem Schema F folgt. Ein verstörendes wie unterhaltsames Buch über die Unausweichlichkeit des Zurückgelassenwerdens. Carina Scheerer

Jente Posthuma „Woran ich lieber nicht denke“ ( Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke. Luchterhand, 256 S., 22 Euro )

Wo der Name wohnt
„Ständig ist alles gestern, heute und morgen“: Die Protagonistin in Ricarda Messners Debütroman spürt, wie sich in alltäglichen Orten verschiedene Zeitstrahlen überlappen. Das endet aber nicht im Sci-Fi-Chaos wie bspw. im Film „Everything Everywhere All At Once“, sondern betont die emotionale Verbindung von Raum und Zeit und vice versa. Wie sehr Erinnerungen und ganze Familiengeschichten in Wohnungen, Straßen oder sogar Zimmern haften bleiben können, zeichnet der Roman „Wo der Name wohnt“ Zeile für Zeile nach. Dieses Thema kommt nicht von ungefähr: Messner ist Mitbegründerin und Herausgeberin des Magazins „Flaneur“, das sich in jeder Ausgabe einer einzigen Straße und ihrer palimpsestartigen Geschichte widmet. In ihrem mit dem Literaturpreis Fulda ausgezeichneten Romandebüt webt Ricarda Messner die großen Fragen der jungen jüdischen Generation in eine Kulisse zwischen zwei Berliner Wohnungen und Besuchen in Lettland sowie dem Rigaer Ghetto ein. Orte, an denen die Protagonistin oder ihre Familienmitglieder gelebt haben – und wo sie von lettischen Faschist*innen ermordet wurden. Episodenhaft und mit viel Feingefühl für Charakterbeschreibungen erzählt der Roman „Wo der Name wohnt“ von der Suche nach der eigenen Identität, umringt von Verlusten, aber eben auch den ständigen Begleiter*innen aus der eigenen Vergangenheit. All das wird gekrönt von der vielleicht schönsten Großeltern-Enkel-Beziehung seit Mariana Lekys Erfolgsroman „Was man von hier aus sehen kann“. Julia Köhler

Ricarda Messner „Wo der Name wohnt“ ( Suhrkamp, 170 S., 23 Euro )

Lesben sind die besseren Väter
Das Plädoyer mit dem catchy Titel „Lesben sind die besseren Väter“ zeigt nicht nur auf, warum queere Familienkonzepte gleichberechtigt sein sollten – mitreißend legt Lisa Bendiek darin dar, dass diese sogar die besseren seien. Ihr Buch ist voller reicher Erkenntnisse, gefüttert von spannender Forschung, die sie mit ihrer eigenen Erfahrung als queere Mutter ergänzt. Zusätzlich illustriert sie ihr Thema mit unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen anderer Personen, bspw. wenn sie über Einkommensverteilung in Familien spricht. Ihr Sachbuch zeigt auf, welche Chancen sich durch queere Familienkonzepte eröffnen. Gleichzeitig arbeitet die politische Bildnerin Forschungslücken ebenso heraus wie Hindernisse, die der Staat Familien in den Weg legt, die von der bürgerlichen Hetero-Kleinfamilie abweichen. Lisa Bendiek schreibt empathisch, verständlich, in kämpferischem Ton und überzeugt mit ihren pädagogischen, politischen und persönlichen Kenntnissen. Wichtig dabei: Ihre Arbeit richtet sich nicht nur an andere Queers, sondern an alle, die Sorgearbeit gerechter gestalten wollen. „Lesben sind die besseren Väter“ ist besonders wichtig in der aktuellen queerfeindlichen Zeit. Dieses lehrreiche Buch ist ein kleines Stück Hoffnung für die große Utopie. Und es zeigt, dass Familie kein biologischer Zufall, sondern gelebte politische Praxis ist. Luna Afra Evans

Lisa Bendiek „Lesben sind die besseren Väter“ ( Edition Nautilus, 312 S., 22 Euro )

Unter derselben Sonne
Das Wort „Lisolo“ bedeutet auf Lingala, einer der Nationalsprachen der beiden Kongo-Staaten, Geschichten zu erzählen – und genau das tut Nadège Kusanika in ihrem autofiktionalen Roman „Unter derselben Sonne“: Sie schildert darin ihr eigenes Leben als Geschichte. Die Autorin erzählt über ihr Aufwachsen in Kinshasa, Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, wie sie mit 15 Jahren ihren Vater kennenlernt und zu ihm nach Deutschland zieht und sich dort ein eigenes Leben aufbaut, schließlich eine Familie gründet. Damit bietet sie eine in der Literatur bisher wenig bekannte kongolesisch-deutsche Perspektive auf die Themen Heimat, Identität, das Erwachsenwerden und das Anderssein in zwei Welten. Immer wieder muss Kusanika ihre Existenz vor Fremden, aber auch Freund*innen erklären und stellt dabei fest, dass die DR Kongo in Europa auf Armut, Korruption, Ebola und Kriege reduziert wird. Ein Image, das den vielfältigen Kulturen und Facetten des Landes nicht im Geringsten gerecht wird. Kusanikas Motivation besteht darin, gegen dieses singuläre Narrativ anzuschreiben. Mit viel Humor, aber auch voller Stolz zeigt sie in ihrem Debütroman andere Seiten ihrer Heimat. Etwa, dass die DR Kongo ein Land ist, das herausragende Musik hervorgebracht hat und in dem Mode ebenso eine große Rolle spielt wie das vielseitige Essen. Gleichzeitig wird ihr bei Besuchen mit ihrem deutschen weißen Mann in Kinshasa klar, dass auch die Kongoles*innen einen verzerrten Blick auf weiße Menschen haben, da eine Aufarbeitung der Geschichte und des Kolonialismus nie stattgefunden haben. Umso wichtiger ist es, wie Kusanika sagt, „Geschichten zu erzählen – und nicht nur eine einzige davon zu hören, sondern viele verschiedene“. „Unter derselben Sonne“ leistet genau das. Nicole Hoffmann

Nadège Kusanika „Unter derselben Sonne“ ( Aufbau, 207 S.,
22 Euro )

Reservoir Bitches
In Dahlia de la Cerdas in Kurzgeschichten erzähltem Roman, dem Debüt der mexikanischen Autorin, spricht ein Chor aus 13 Stimmen die Leser*innen direkt an: die titelgebenden „Reservoir Bitches“. Ob die Teeniemutter oder die Influencerin, ob die Erbin eines Drogenkartells, die Upperclass-Tochter, die Näherin oder Auftragskillerin, sie alle erzählen davon, was es bedeutet, eine Frau im heutigen Mexiko zu sein. Sie haben ein dringendes Mitteilungsbedürfnis, wollen in ihrer Machtlosigkeit wenigstens die eigene Geschichte erzählen. Während einige Zugang zu extremem Reichtum und den damit verbundenen Privilegien haben, leben andere von ihnen in bitterer Armut. Jede von ihnen muss gnadenlos kämpfen, um sich zu behaupten oder auch nur, um zu überleben. Zwischen manchen Leben finden sich in den Kurzgeschichten Überschneidungen, einige stehen eigenständig für sich. Die Sprache ist direkt, schnell und drastisch, die Charaktere wirken übertrieben, grell. Leider klingen – vielleicht durch die deutsche Übersetzung – die einzelnen Stimmen, die ihre Leben aus der Ich-Perspektive schildern, sehr ähnlich, obwohl ihre Realitäten so unterschiedlich sind.  Die Brutalität ihrer Leben, in denen Frausein eine permanente Gefahr bedeutet, wird dadurch deutlich, dass einige der Stimmen bereits tot sind – sie sind Opfer von Femiziden geworden. Dahlia de la Cerda ist nicht nur Autorin, sondern auch feministische Aktivistin und setzt den Tragödien ihrer Figuren Magie, Vampirismus und einen Ausflug in die vielfältige Welt der mexikanischen Mythen entgegen. „Reservoir Bitches“ ist eine herzzerreißende Anklage, schmerzhaft und wild. Holle Zoz

Dahlia de la Cerda „Reservoir Bitches“ ( Aus dem Spanischen von Johanna Malcher. CulturBooks, 176 S., 22 Euro )

Diese Texte erschienen zuerst in Missy 02/25.