„Treue, Liebe, Begehren und Verrat – die Frauen in der Mafia“
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Als Sohn eines katholischen Arztes und einer jüdischen Lehrerin kam der Neapolitaner Roberto Saviano bereits als Kind mit Mafiamethoden in Kontakt: Sein Vater versorgte ein Opfer der Camorra, woraufhin er als Warnung von der Gruppe zusammengeschlagen wurde. Seit diesem Moment wollte Saviano das Grauen verstehen, es sezieren, aufschreiben, sichtbar machen. Er studierte Philosophie, recherchierte jahrelang als verdeckter Hafenarbeiter und ist heute so etwas wie der Staatsfeind Nummer eins für
Mafiosi auf der ganzen Welt.
Seit der Publikation seines Bestsellers „Gomorrha“ 2006 lebt der Chronist wegen Morddrohungen unter Polizeischutz. Die reportagenhafte Darstellung der gewalttätigen Clanstrukturen und globalen wirtschaftlichen Verflechtungen der Camorra hat Savianos Leben für immer verändert. Doch auch wenn er selbst die Veröffentlichung von „Gomorrha“ im Nachhinein bereut und heute sein Leben nicht mehr dem Kampf gegen die Mafia opfern würde, glaubt er weiter an die Macht des Erzählens. Das Ausspionieren der Mafia habe ihm geholfen zu verstehen, wer wir Menschen im Kern wirklich sind.
In seinem neuen Buch „Treue“ beleuchtet Saviano die Weiblichkeit innerhalb der Welt patriarchaler Mafiamacht und erzählt die Geschichten von zwölf realen Frauen der italoamerikanischen Mafia. In gewohnt anschaulicher journalistischer Sprache beschreibt Saviano ihre Rollen als „Gebärmaschinen“, die die Blutlinien der Mafia sichern sollen; ein Spiel mit Liebe, Macht und Sexualitä…