Ein klassisches Porträt von Yael van der Wouden.
© Roosmarijn Broersen

Als Isabel die neue Freundin ihres Bruders Louis – Eva – bei einem Essen kennenlernt, ist diese ihr gleich suspekt. Mit ihrem schlecht vernähten Kleid, dem aggressiv blondierten Haar und ihrer verstellten Stimme findet sie Eva  billig und dumm. Louis wechselt seine Freundinnen in raschem Tempo, das sind Isabel und ihr jüngerer Bruder bereits gewohnt, und so rechnet sie beim Abschied nicht damit, dass Eva in Kürze ihre Welt auf den Kopf stellen wird.

Wir befinden uns in den Niederlanden im Jahr 1961. Isabel, knapp dreißig Jahre alt, lebt allein in einem

Haus, das ihr Onkel im Zweiten Weltkrieg gefunden hatte. Nach dem Tod der Mutter blieb sie zurück und hütet seitdem das Haus – penibel passt sie auf, dass das Hausmädchen nichts von dem Porzellan mitgehen lässt. Doch ihre monotone Ruhe kippt, als Louis sie überredet, während seiner berufsbedingten Abwesenheit Eva für ein paar Wochen aufzunehmen. Isabel ist außer sich, aber sie hat keine Wahl – sobald Louis heiratet und eine eigene Familie gründet, steht das Haus nämlich ihm zu. 

Isabel, die Protagonistin in Yael van der Woudens Roman „In ihrem Haus“, ist eine Person, die sich festhält: an dem Haus und seinem Inventar, ihrer Selbstdisziplin, ihrer Verschlossenheit, ihrer Aversion gegen die laute Eva, an der Erinnerung an ihre Mutter. Als sie dann aber ihr unerwartetes Begehren für Eva zulässt, beginnt sie langsam, sich zu öffnen. Sorgfältig, sinnlich und mit einem einnehmenden Sog erzählt Yael van der Wouden die Beziehung der beiden Frauen. Die 1987 in Tel Aviv geborene niederländische Sch…