Fotos: Zdeněk Porcal – Studio Flusser, Courtesy Artist, Kraupa-Tuskany Zeidler, White Cube and Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin

Deine Installationen erschaffen immersive, sinnliche Räume. Warum ist dieses Eintauchen für dich so zentral?
Ich versuche, immer Ausstellungen zu konzipieren, die auf die Architektur reagieren, in der sie zu sehen sind. Im Hamburger Bahnhof, einem ehemaligen Bahnhof mit sehr großen

Dimensionen, habe ich direkt an die Aufsätze „Sexuality And Space“ der Architektin Beatriz Colomina gedacht. Sie beschreibt, wie moderne Architektur mit Vorstellungen von Sexualität verwoben ist:

Innenräume moderner Häuser sind nach ganz bestimmten Ideen von männlichen und weiblichen Rollen gestaltet, wobei der „male gaze“ immer frei zirkulieren kann und Zugang zum weiblichen (Körper) hat und den Frauen kaum Möglichkeiten gibt, sich zu verstecken oder ihm zu entkommen. Auch wenn der Hamburger Bahnhof ein öffentlicher Raum ist und nicht in die Kategorie des Häuslichen fällt, fühlt sich seine Offenheit dennoch wie ein männlicher Charakterzug an, der auf die Besucher*innen irgendwie bedrückend wirken könnte. Deshalb habe ich massive Wände eingezogen und riesige Wandteppiche aufgehängt, die den Raum unterteilen, um Intimität zu schaffen. Die Wandteppiche bestehen aus organischen Materialien, hauptsächlich aus Flachs und Hanf, und bilden einen Ausgleich zu der weißen, industriellen un…