BDSM für alle
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Als ich zum ersten Mal eine Ohrfeige während einer Session bekam, war das sowohl für meinen Dom als auch für mich eine irritierende Situation. Er hatte gerade einen Menschen mit Behinderung geschlagen, natürlich mit Konsens, und es hatte mir extrem gut gefallen. Daran hatten wir beide zu kauen. Er, weil
er etwas getan hatte, was er sich nie zugetraut hätte, und weil ich dadurch sein Bild von mir zerstört hatte. Ich, weil es der Moment war, an dem ich mich endgültig von der Vorstellung verabschiedet hatte, in irgendeine gesellschaftliche Norm zu passen. Entgegen seinen Erwartungen bin ich nämlich nicht an dem Schlag zerbrochen. Ich verstand, dass ich ein Recht darauf hatte, ich selbst zu sein und in dieser Welt voller Lust, Leidenschaft, Hingabe und Schmerz zu existieren.
Für betroffene Menschen ist es eine ermüdende und aufreibende Erfahrung, immer wieder gegen Vorurteile in Bezug auf Sexualität und Behinderung und die daraus entstehenden ableistische Ausschlüsse ankämpfen zu müssen. Um Situationen für Kinkster mit Behinderungen zu verbessern, ist es wichtig, den eigenen Ableismus vor der Tür zu lassen. Doch wie kann das gelingen, wenn die bekannteste Leitphilosophie des BDSM per Definition die Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten beinhaltet? SSC (Safe, Sane, Consens…