Comictipps 03/25
Von

Die kleinen Königinnen
In dieser auf einem Roman von Clémentine Beauvais basierenden Graphic Novel für Kinder wird die Geschichte der Teenagerinnen Mireille, Astrid und Hakima erzählt, die von einem missgünstigen Mitschüler den Schmähtitel „Wurst-Königinnen“ erhalten. Alle drei Mädchen nehmen die Bezeichnung resigniert hin, sind sie doch die negative Kommentierung ihrer nicht normschönen Körper und das Mobbing im Alltag ebenso wie in den Sozialen Medien bereits gewöhnt. Und doch fassen sie einen Plan: Als „Die 3 Würste“ machen sie sich mit Fahrrädern auf den Weg nach Paris, wo sie einen geheimen Coup planen. Sie finanzieren ihre Reise mit einer mobilen Würstchenbude und gehen damit viral. Mit schnellem, lebendigem Strich erzählt Magali Le Huche vom Abenteuer der drei, die mutig und unbeirrt ihr Ziel verfolgen. Nebenbei werden mit viel Humor alltägliche Teenie-Themen behandelt. Ein sehr unterhaltsamer und empowernder Roadtrip durch Frankreich. Amelie Persson
–
Magali Le Huche „Die kleinen Königinnen“ ( Aus dem Französischen von Annette von der Weppen. Lesealter: 8+. Reprodukt,156 S., 29 Euro )

Schweigen
„Beim Verschwinden bleibt nichts. Es ist dadurch nicht ansprechbar und schon gar nicht erzählbar“, zitiert Birgit Weyhe die Romanistin Kirsten Mahlke. Und trotzdem versucht die Comicautorin in ihrer neuen Graphic Novel genau das: das Schweigen um Verschwinden, Terror und Tod zu durchbrechen und Rechenschaft einzufordern. Mit klaren Linien und sanften Farben zeichnet sie die Schicksale von zwei Frauen nach: das von Ellen Pinkus de Marx, die 1939 als 17-jährige Jüdin von Berlin nach Buenos Aires fliehen konnte und deren dort geborene Tochter Nora vier Jahrzehnte später von der argentinischen Junta verschleppt, gefoltert und ermordet wurde. Und: das von Elisabeth Käsemann, die über den Sozialistischen Deutschen Studentenbund nach Argentinien kam und dort als kommunistische Aktivistin ebenfalls von der Militärdiktatur gefoltert und exekutiert wurde. Mit szenischen Rekonstruktionen und in schlichter Sprache dargelegten Fakten tritt die Untätigkeit der deutschen Regierung umso drastischer zutage. „Schweigen“ ist ein Kampfruf dafür, genau das nicht zu tun und immer da, wo Ungeheuerlichkeiten durch autoritäre Regime passieren, laut zu sein. Sonja Eismann
–
Birgit Weyhe „Schweigen“ ( avant-verlag, 368 S., 39 Euro )
Dieser Text erschien zuerst in Missy 03/25.