Eine Person sitzt mit dem Rücken zum Betrachtenden vor einem Laptop, während im Hintergrund ein Chaos aus Kleidung und Gegenständen herrscht.
© Haein Kim


In meiner dunkelsten Stunde wende ich mich an Marie Kondo. Wer, wenn nicht sie, kann mich jetzt noch aus diesem Chaos befreien? Ich brauche eine Retterin, eine Erlöserin, denn nichts in meinem Zimmer „sparkt Joy“ – am allerwenigsten ich selbst. Je unordentlicher mein Zimmer aussieht, desto schlechter geht es mir. Und je schlechter es mir geht, desto unordentlicher wird mein Zimmer. Es ist ein Teufelskreis aus Chaos und psychischer Belastung. Wir reden hier nicht von ein paar Klamotten auf

einem Stuhl, die da nicht hingehören, sondern davon, dass der gesamte Inhalt eines Schranks überall im Zimmer verteilt ist – nur nicht im Schrank. Wir reden hier von kleinen Trampelpfaden, die taktisch gebaut werden müssen, um das Bett zu finden. Wir reden hier von Sodom und Gomorra! Viele, denen ich mein Leid klage, fragen mich: „Warum räumst du nicht einfach auf?“ – als wäre das die simpelste Sache der Welt. Doch das ist es nicht. Denn das Chaos um mich herum ist Ausdruck meines inneren Zustands. Und genau deshalb ist es so schwer, etwas daran zu ändern.

So geht es nicht nur mir. Und Unordnung kann bei manchen Menschen sogar klinischer Natur sein. Wie bspw. eine Studie des „Journal of Environmental Psychology“ zeigt, führt Unordnung zu einem erhöhten Cortisolspiegel im Körper, löst also Stress aus. Gleichzeitig spiegeln Räume oft unsere Psyche. Der Zustand unserer Wohnräume kann zugleich Ausdruck unserer psychischen Verfassung sein und sie beeinflussen. Wer in unaufgeräumten, überladenen R…