Auch wenn es manchmal nicht den Eindruck hat: Die Kleidung von Politiker*innen wird immer wichtiger als Kommunikationsmittel. Doch nicht alle Outfits werden gleich bewertet – vor allem feminine Looks stehen in der Kritik. Warum ist das so?
Wenn ich an Heidi Reichinnek denke, denke ich an das blaue Kleid, in dem sie Friedrich Merz während ihrer Bundestagsrede vernichtet hat. Bei Robert Habeck an den grau melierten Strickpullover. Und bei Sahra Wagenknecht an strenge Bleistiftröcke. Auch wenn medial mittlerweile
mehr als früher über die Kleiderwahl männlicher Politiker gesprochen wird, kommt weiblichen Politikerinnen im Diskurs zu Fashion immer noch eine besondere Rolle zu. Das jugendliche Scrunchie von Hillary Clinton! Die tief ausgeschnittene Abendrobe von Angela Merkel! Die einfarbigen Kleider von Ricarda Lang! Während es über Merkels Handtaschen viele Artikel gibt, wurde die Aktentasche von Olaf Scholz erst dann vermehrt besprochen, nachdem er sie per „What’s In My Bag“-Video auf seinem TikTok- Kanal selbst in die Öffentlichkeit gezerrt hatte.
Medienberichte, in denen die Kleidung von Politiker*innen thematisiert wird, werden oft als Aufhänger genutzt, um spöttisch über weibliche Politikerinnen zu sprechen. In einem Text in der „Welt“ heißt es über Reichinnek: „Die virale Wutrede hielt sie in einem taubenblauen Puffärmel-Overall, der strenge Weiblichkeit mit einem Hauch muffiger Sozialismus-Amts-Ästhetik verströmte. Bürokratiegraue Ballon- Hosen, die garantiert keinem Mann gefallen. Dazwischen A…