Bilder von Florentina Holzinger.
FOTOS © Rianon Vran, STYLING & SET DESIGN: Stella Richter, HAIR & MAKE-UP: Tina Pachta

Sechs nackte Performer*innen schweben zehn Meter über dem Bühnenboden in der Luft und ficken lustvoll einen quietschgelben Helikopter. Das Stroboskop flackert, laute Musik drückt in den Saal. Windmaschinen sorgen für wallendes Haar, die Performer*innen sind in konzentrierter Rage, dem Helikopter scheint’s zu gefallen. Es tropft glibbriges Ejakulat aus einer Seitentür auf die Bühne herab, eine der Schauspielerinnen ist in der nächsten Szene schwanger. Diese eigenwillige Sexfantasie zwischen Frau und Maschine war zwar nicht mal das Finale von Florentina Holzingers Inszenierung „Ophelia’s Got Talent“, sicher aber eine der eindrücklichsten Szenen der spektakulären Shakespeare-Adaption.

In Holzingers Interpretation müssen die Frauenfiguren nicht sterben, wie es im klassischen Theaterkanon oft üblich ist, wo sie es zumeist nicht bis ans Ende des Stückes schaffen. So ging  auch die Shakespeare’sche Ophelia ins Wasser. Bei Holzinger ist das Wasser nicht das Ende der Frau, sondern ihr Anfang. Nixen, Sirenen und ein weiblicher Captain Hook wirbeln zwei Stunden lang über die Bühne. Von Talentshow bis Synchronschwimmen in großen Wassertanks ist alles dabei. Und alles wird bezwungen: das Wasser, der Theaterkanon, die eigenen Ängste und Traumata. Die Performer*innen teilen in dem rasanten und gut organisierten Chaos auf der Bühne persönliche Geschichten über körperliche Gewalterfahrungen, Wünsche und Träume. Das sind sehr intime Momente in Shows, in denen Menschen im Publikum auch mal ohnmächtig werden. Zu viele Eindrücke, zu viele Körperflüssigkeiten. Es stört Florentina Holzinger im Allgemeinen nicht, das Publikum mit Dingen zu konfrontieren, die ihm unangenehm sind. Themen, Frauenfiguren und Pop…