Was mit Sepia-Filtern und Food-Pics begann, ist spätestens seit der Übernahme durch Meta ein Ort autoritärer Ideologien und endloser Werbung. Unsere Autorin fragt sich: Warum bin ich immer noch hier?
Ein Tag im Frühling 2011. Mein 14-jähriges Ich sitzt mit zwei Freundinnen am Rheinufer. „Kennst du Instagram? Das ist wie Facebook, nur mit Bildern.“ „Wieso das denn?“, frage ich ungläubig. Obwohl ich die Vorstellung blöd finde, lade ich mir die App herunter. 13 Jahre später liege ich im Bett und habe Kopfschmerzen. Mein Handy vibriert. Träge tippe ich auf den Bildschirm. „@hasenzahn hat ein Reel von @itslitgayshitt mit dir geteilt.“ Mein Kopf fällt aufs Kissen zurück. Dann greife ich doch zum Handy. Beim Öffnen der App
aktualisiert sich der Feed so schnell, dass ich nur Fetzen von Videos und Ton erhasche. Nach zwei dreißigsekündigen Werbespots erinnere ich mich, warum ich hier bin. Ich tippe auf den Chat mit meinem besten Freund. „lol“, schreibe ich, ohne eine Regung im Gesicht. Wer hätte gedacht, dass aus Sepia-Filtern, verschwommenen Selfies und Nahaufnahmen von mittelmäßigem Essen einmal ein derart hektisches Medium werden würde.
Über drei Milliarden Nutzer*innen hat die Firma Meta, zu der Facebook, Instagram, WhatsApp und die X-Alternative Threads gehören, mittlerweile global. Facebook ist nach wie vor die meistgenutzte Plattform überhaupt, wobei die Zahl der Nutzer*innen jedes Jahr schrumpft. Auf Platz zwei steht YouTube, gefolgt von Instagram, das mit zwei Milliarden monatlichen Nutzer*innen ungefähr gleichauf mit WhatsApp und noch vor TikTok liegt (Stand: 21. April). Mit Trumps Wahlsieg 2024 ist unter den Tech-Milliardären in den USA das große Wettrennen darum, wer dem US-Präsidenten am tiefsten ins Rektu…