La Islas Bonitas?
Von

150 × 120 cm, 2k24
Hier kommt man her, um sich zu entspannen, alle Körperteile massieren zu lassen, sein Eigengewicht in schirmchenbekrönten Drinks zu sich zu nehmen – und natürlich sein komplettes Leben in Flammen aufgehen zu sehen. Timothy Ratliff (Jason Isaacs), ein Finance-Tiger aus der Serie „The White Lotus“, wird zumindest Letzteres nicht erwartet haben: Das thailändische Luxusresort auf der Insel Ko Samui, Spielort der dritten Staffel, scheint zunächst nur wie ein weiterer Punkt auf der Status-Checkliste. Dann aber wird in der britischen Presse ein Skandal offengelegt, der Timothy Geld, Freiheit und Ruf kosten wird. Was tut ein vernünftiger Familienvater in dieser Situation? Er hält alles geheim und fantasiert von Suizid. Diese Scharade kann nur weit weg von zu Hause stattfinden, an einem Ort so traumhaft wie trügerisch. Die Insel ist hier Inbegriff neoliberaler Träume: ein exklusiver Ort der Abgeschiedenheit, nur erreichbar für die Highperformer der
Gesellschaft. Schon immer wurde sie in der Popkultur als Projektionsfläche für Selbstverwirklichung, Individualismus und seine Schattenseiten genutzt, dazu gleich mehr. Erst mal führt uns das Eiland in „The White Lotus“ mit aller Deutlichkeit vor: Das Paradies gibt es nicht, für niemanden. Zumindest nicht auf Erden, in keinem von Wasser umgebenen Luxusresort, auf keiner einsamen Felsformation. Denn alle Hauptfiguren – ausnahmslos reich, größtenteils weiß – scheinen auf die Frage „Was würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?“ mit Selbsthass, Neurosen und Beruhigungspillen zu antworten. Auch in anderen fiktionalen Inselerzählungen löst sich die dünne Schicht der Zivilisation von den Reichen, Schönen, aber auch den ganz Normalen ab. So zeigt z.B. das Ende des Filmes „Triangle Of Sadness“ (2022), dass sich unsere Rolle im sozialen Gefüge jederzeit ändern kann und eben niemand grundlegend gut oder gerecht ist: Passagiere eines Luxus-Kreuzfahrtschiffs stranden auf einer vermeintlich verlassenen Insel…