© Leonardo Scotti

Für Lyra Pramuk hat Sound Masse: „Er bewegt uns, vibriert jede Membran, jede Zelle, wenn er durch Körper schwingt.“ In „Hymnal“, dem dritten Album von Pramuk, verwebt die Wahlberlinerin wieder amerikanischen Folk mit Einflüssen von House, Techno und Gospel zu futuristischen Kompositionen.

Dieses Album sei konzeptuell und musikalisch kosmischen Prinzipien und interplanetarem Denken gewidmet, erklärt die Künstlerin, über deren Website man auch astrologische Readings buchen kann, im Interview. Es greife okkultes Wissen auf, wie es einst in Folk-Traditionen verwurzelt war: ein radikaltransformatives Potenzial von Musik, das sich in spiritueller Praxis und gemeinschaftlichen Ritualen entfalte. Die Sprache der klassisch ausgebildeten Vokalistin bleibt in „Hymnal“ fast wortlos. Stattdessen wird Pramuks Stimme zum Instrument, das sie mit beeindruckender Virtuosität zu Klangtexturen verwandelt, die sich gleichzeitig organisch und übernatürlich, akustisch und synthetisch anhören. Streicher des Sonar Quartetts begleiten sie in teils improvisierten Aufnahmen aus einer Kirche in Venedig und einer Hütte in den Dolomiten. Das Ergebnis ist ein dichter, vielschichtiger Sound – dissonante Harmonien, die zu drängenden Melodien anschwellen und dann abrupt enden. Laut Pramuk sei die ausbleibende Vollendung eine notwen…