Auf einem alten Bild ist eine Basarszene in einem Berliner U-Bahnhof zu sehen: Im Vordergrund eine Frau mit Kinderwagen und Kind, über ihnen wehen Flaggen von der Decke.
© Fotoarchiv Ruhr Museum / Stadtmuseum Berlin / Stiftung Historische Museen Hamburg

Wieso lasst ihr mit eurem Projekt „Soundtrax For A Bazaar“ einen Ort auferstehen, den es heute in Berlin so nicht mehr gibt? 
Franziska Pierwoss: Weil der Türkische Basar an der Bülowstraße ein absolut außergewöhnlicher Ort war. Nachdem 1971 die U-Bahn-Linie, die an der Bülowstraße hielt, wegen zu geringer Frequenz im geteilten Berlin stillgelegt wurde, blieb der Hochbahnhof zunächst ungenutzt, bis 1978 das Gastronomiezentrum U-Tropia dort seine Türen öffnete. Zwei Jahre später wurden in den Bahnhof Läden eingebaut und es entstand der Türkische Basar, der schnell zu einem kulturellen Zentrum für die türkeistämmige Community in Westberlin wurde. Das Ganze war ein Projekt des türkischen Unternehmers und Schau- spielers Atalay Özçakir,

der auch den ersten deutsch-türkischen Fernsehsender TD1 gründete. Siska: Es gab dort Hochzeitsboutiquen, Friseursalons, Juwelierläden, Teestuben und drei VHS- und Kassettenläden, in denen man Musik direkt aus der Türkei kaufen konnte. Und mittendrin das sogenannte Gazino – ein Veranstaltungsraum, in dem Musiker*innen live auftraten und Familien ihre Abende verbrachten. 
Emrah Gökmen: Der Basar war auch ein symbolischer Ort im migrantischen Gedächtnis Berlins – eine Bühne, ein Raum zum Atmen. Er war ein Mikrokosmos, geschaffen von Menschen, die als Arbeitsmigrant*innen aus der Türkei nach Deutschland kamen. Für viele war es ein Ort des Widerstands, um Zugehörigkeit zu leben, ohne sich kulturell aufzulösen. Ein Zuhause im Exil. Heute, als queere*r Geflüchtete*r aus der Türkei, spüre ich das Fehlen solcher Räume. Wenn kollektive Erinnerungsorte verschwinden, fehlt uns auch eine emotionale Landkarte. 

Welche Art von Musik wurde dort gespielt? …