„Secret Outlines“ im Museum der Moderne
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© wildbild, Herbert Rohrer Herbert Rohrer
Jacqueline Mesmaeker war eine Meisterin des Unausgesprochenen: Erinnerungen, politische Andeutungen und skulpturale Bildwelten wirkte sie zu fein gesponnenen Geweben. Im Museum der Moderne in Salzburg wird das der breiten Öffentlichkeit bisher weitgehend unbekannte Werk der 2023 verstorbenen Künstlerin mit der Ausstellung „Secret Outlines“ gewürdigt. Die Retrospektive, die fast fünf Jahrzehnte ihres Schaffens umfasst, zeigt ihre Vielseitigkeit und ihr Bemühen, mit Mitteln des Minimalismus und Symbolismus Geschichten prägnant zu erzählen.
Mesmaekers Werk sprengt die Konventionen traditioneller Kunstgenres. Ihre frühen Arbeiten, beeinflusst von ihren Erfahrungen mit Mode, Design und Architektur, verbinden Fotografie, Video, Malerei und Text. Bild, Licht und Sprache verknüpft sie zu einem Band aus zarten Anspielungen, das Raum für zeitgenössische Interpretationen lässt.
Der Bruch zwischen Gegenwart und Erinnerung zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Arbeiten. Das Ausstellungskapitel „Wunderland“ lädt Besucher*innen zur Auseinandersetzung mit Lewis Carrolls Werk „Alice im Wunderland“ ein: Mesmaeker griff das ikonische Bild des sprechenden Kaninchens auf, das immer zu spät dran ist, um auf das rätselhafte, flüchtige Wesen der Wahrnehmung hinzuweisen. In „Secret Outlines“ (1996) reagierte sie u. a. auf Texte von Virginia Woolf, Karl Marx und Peter Handke, indem sie Bücher mit minimalen Zeichnungen überarbeitete. Die Zeichnungen werden zum Kommentar, zur „Mikrointervention“ – einer fast geheimen Veränderung, die mit wenigen St…