Peter Hujar, Susan Sontag © The Peter Hujar Archive / VG Bild-Kunst, Bonn 2025

Das Erste, was die Ausstellungsbesucher*innen sehen, ist ihr eigenes Spiegelbild: Du als Ikone deiner selbst. Denn die erste Wand im großen Ausstellungsraum, der durch mehrere querstehende Wände unterteilt wird, ist ganzflächig verspiegelt und mit einem Zitat Sontags versehen: „Fotografien entfachen, bestätigen und besiegeln Legenden. Durch Fotografien betrachtet, werden Menschen zu Ikonen ihrer selbst“, schreibt sie in ihrem Buch „Über Fotografie“ 1977. Nachdem also die Besucher*innen zu Ikonen werden, beginnt die Ikonisierung Sontags in der Schau.

Denn die bis heute vielleicht bekanntes- te öffentliche Intellektuelle wurde von vielen bedeutenden Fotograf *innen ihrer Zeit porträtiert, darunter Gisèle Freund und Robert

Mapplethorpe, aber auch Annie Leibovitz, mit der Sontag von 1988 bis zu ihrem Tod 2004 in einer Beziehung lebte.

Die zahlreichen Porträts, die im ersten Abschnitt der Ausstellung versammelt sind, ergeben das Bild einer selbstbewussten Avantgardedenkerin, die sich zu inszenieren verstand: der unverstellte Blick in die Kamera, die langen dunklen, offen getragenen Haare, in die sich im Laufe der Jahre eine graue Strähne einfügt, lässige Posen und die Zigarette als gern genutztes Requisit. Das Wort „Ikone“, das wortwörtlich „Bild“ bedeutet und ursprünglich als Bezeichnung für Heiligendarstellungen verwendet wurde, beschreibt wenige Menschen so treffend wie Susan Sontag. Die Schwarz-Weiß-Fotografien und -Filme kontrastieren mit den in leuchtendem Pink und Gelb gestalteten Wänden. Von der Decke hängen auf durchschimmernden Stoff gedruckte Filmstills aus Andy Warhols legendärer, ab 1964 geschaffener Serie „Screen-Tests“, die Sontag überlebensgroß porträtieren. Abgesehen davon, dass die eingängliche…