© Yu Xuan

Deine Fotografien verbinden Sinnlichkeit, Fantasie und traumhafte Intimität. Was inspiriert diese visuellen Welten – und welche Emotionen oder Erzählungen möchtest du mit ihnen vermitteln?
Ich gehe selten mit einer festen Vorstellung in meine Shootings. Ich reagiere lieber – auf das Licht, die Stimmung, die Menschen. Kontrolle interessiert mich weniger als das genaue Hinsehen, das Bemerken. Es gibt immer etwas, das schöner ist als mein ursprünglicher Plan.

In vielen deiner Bilder liegt eine starke erotische Kraft – sanft und kompromisslos. Wie siehst du deine Arbeit im feministischen Kontext, insbesondere im Umgang mit Begehren und Körperlichkeit?
Für mich ist Sexualität eine schöpferische Kraft. Erotische Spannung ist etwas Heiliges – ein Strom, ein Funke. In vielen Teilen Asiens ist Sexualität allerdings noch stark mit Scham behaftet. Ich möchte einen

anderen Blick ermöglichen: Sex ist für mich so natürlich wie Atmen. Wie ein dichter Atem aus der Seele – sinnlich und klar, nackt und würdevoll. Verbindungen sind etwas Kostbares. Ich versuche, in meinen Bildern genau den Moment einzufangen, in dem die Spannung den Puls hochtreibt, in dem der Atem stockt. Nicht nur aufgrund von Verlangen, sondern wegen des Geheimnisvollen. Was den feministischen Kontext angeht: Ich will nicht alles zerreden. Mir geht es darum, zu zeigen, dass Frauen und Männer gleichermaßen Zugang zu Verlagen haben – nicht mehr, nicht weniger.