Baba aller Babas
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Um als Feminist*in zu Gangsta-Rap viben zu können, muss man oft über so manche sexistische Lyrics hinwegsehen und einige mindestens fragwürdige Storys aus der Vergangenheit der Rapper*innen ausblenden. Wenn ich Xatar gehört habe, ging es mir nicht anders. Aber wenn ich ganz ehrlich bin: Bis zu seinem Tod und darüber hinaus bleibt er für mich unhatebar.
Giwar Hajabi, wie er bürgerlich hieß, kam 1981 im kurdischen Sine in Iran auf die Welt. Nach der Flucht seiner Familie wegen politischer Verfolgung landete er im Alter von fünf Jahren in Bonn. Sein Vater war
Komponist, Xatar lernte früh Klavierspielen und studierte später Music Business in London. Gleichzeitig begann er schon als Jugendlicher mit kriminellen Geschäften, deren Höhepunkt der Raubüberfall auf einen Goldtransporter war, für den er einige Jahre im Gefängnis saß. Der Verbleib von Xatars „Rheingold“, wie später die Verfilmung seines Lebens unter der Regie von Fatih Akin hieß, ist bis heute ein Rätsel und wurde zur urbanen Legende.
Aus seiner Familiengeschichte, seinen Wurzeln, seinen Erlebnissen als Straßen-Kanak sowie Einflüssen des US-amerikanischen West-Coast-HipHop schuf Xatar einen in der Deutschrap-Landschaft einzigartigen Stil. Von den unverwechselbaren Beats seines Labels Alles oder Nix über die Ästhetik seiner Clips (wer nicht weiß, wovon ich spreche, sollte sich das Video „Holland Job“ mit Haftbefehl reinziehen) bis hin zu Themen wie Armut, Gewalt, Knast und Drogenhandel – seine Kunst war authentisch. Mit seinem Auftreten, seiner Sprache, seinem Werk und seiner filmreifen Lebe…