Babys ohne Schwangerschaft
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Als ich schwanger war, mischte sich zu der beharrlichen Übelkeit der ersten Wochen eine wuchernde, eklige Irritation: Die meisten Schwangeren, die in Magazinen und Sozialen Medien abgebildet waren, sahen zwar ähnlich aus wie ich – weiß, able bodied, schlank. Sie hatten aber mit meiner Realität überhaupt nichts zu tun. Sexy-sinnlich oder demure-romantisch lächelten sie mir entgegen und streichelten erwartungsvoll ihre Baby-Bumps. Mit ihren Pregnancy Glows und ihren Gender-Reveal-Partys symbolisierten sie für mich die vollendete cis Weiblichkeit. Währenddessen fühlte ich mich jedoch, als wäre ich gegen meinen Willen in einem Ridley-Scott-Film gelandet. Ich war das Alien, aber das Alien
war auch in mir. Mir kam Schwangerschaft nicht wie ein „natürlicher“ Vorgang oder eine Bestimmung vor. Etwas Anderes, Fremdes nistete sich in mir ein und übernahm die Kontrolle über meinen Körper, steuerte meine Bedürfnisse und meinen Geruchssinn fern und machte mich zum*zur Wirt*in eines Parasiten, der absurderweise wiederum teilweise aus mir bestand.
Die Philosophin und Psychoanalytikerin Julia Kristeva hat diesen Zustand zwischen Mutation und Transformation sehr eindrücklich als „gleichzeitig doppelten und fremden Raum“ beschrieben, in dem sich Zellen teilen, Gewebe sich dehnt und Körperflüssigkeiten ihren Rhythmus ändern. Kristeva versteht Schwangerschaft als etwas „Abjektes“, also als eine Konfrontation mit einer Art „Urverdrängung“, die entsteht, wenn wir Körperflüssigkeiten, Leichen oder dem „mütterlichen Körper“ ausgesetzt werden. Bei der Formulierung „mütterlicher Körper“ stellen sich bei mir sofort sämtliche nicht-binäre Nackenhaare auf. Trotzdem finde ich die Beschr…