Feministische Zukunftsvisionen
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Feministische Science Fiction gibt es seit Beginn des Genres selbst. Welches Potenzial liegt darin?
Science Fiction ist eigentlich immer wieder ein Hinterfragen der Gegenwart. Das Einzigartige und Schöne an diesen Texten ist, dass wir darin Gesellschaften erleben und Welten bauen können, in denen Dinge, die heute ungewöhnlich oder unmöglich sind, gar nicht mehr als widerständig betrachtet werden und andersrum. Science Fiction stellt quasi infrage, was wir in unserem Leben als normal betrachten oder was uns akzeptabel erscheint.
Oft geht es in diesen Texten um Biohacking und das Potenzial, dadurch in andere Körper zu schlüpfen. Wenn nur die Fantasie deine Grenze wäre, wie würdest du dich hacken?
Bei so großen medizinischen Eingriffen, wie Biohacking voraussetzen würde, habe ich auch immer etwas Sorge, dass etwas schiefgeht. Angenommen es gäbe keine Risiken in der Welt, die wir uns imaginieren, würde ich wahrscheinlich meinen Körper wie Kleidung wechseln. Das wäre ultimativ. Im Moment kann ich
das nur im Schreiben.
Was reizt dich daran?
Ich stelle mir vor, dass in einen anderen Körper zu wechseln bedeutet, in eine andere Welt einzutreten. Körper werden gesellschaftlich produziert. Je nachdem mit welchem Körper man rumläuft, wird man anders gelesen, die Leute reagieren anders und behandeln einen unterschiedlich. Das erleben wir gerade durch Rassismus, Ableismus oder Sexismus. Könnten wir Körper wechseln, würde direkt erfahrbar, wie viele Leben parallel existieren und wie Menschen die Welt durch ihre Körper ganz unterschiedlich erleben. Das zu erleben, geht aktuell vor allem über Literatur.
Ein spannender Gedanke. So könnte man sich ja auch in Menschen aus anderen Zeiten hineinversetzen und ihre Leben erfahrbar machen.
Ja, das Erleben von Welt läuft viel über unsere Körper – in unserem Verständnis von Zivilisation wird er aber stark reguliert. Die Leistungsgesellschaft gibt Normkörper vor. Dann wird Sport getrieben, um sich …