Hilfe, es ist ein Junge!
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Ich bin im Wochenbett. Draußen ist eine Pandemie. Neben mir liegt ein winziger Säugling. Das Kind hat einen Penis und ich bin Feministin – so what. Dann lese ich Nils Pickerts „Prinzessinnenjungs“, damals gerade frisch erschienen. Ich lese sehr schnell, sehr übernächtigt und will nur eins: das Kind neben mir beschützen.
Nils Pickert ist einer der wenigen (cis) männlichen Autoren im deutschsprachigen Raum, die dafür bekannt sind, sich mit Männlichkeit und Vaterschaft kritisch auseinanderzusetzen. In seinem Buch
beschreibt er eindringlich, wie Jungen unter toxischer Männlichkeit und männlicher Gewalt leiden und was es mit ihnen macht.
Seit der Geburt meines Sohnes wurde in mehreren Sachbüchern die Frage gestellt, wie man das machen soll: Feministin sein und Söhne haben, Jungs zu „guten Männern“ erziehen. Das heißt meistens schlicht: zu netten Männern. Zu Männern, die keine Täter sind, zu Männern, die alle Menschen respektieren.
Auf fast alle dieser Bücher wurde ich von Freund*innen hingewiesen, einige davon wurden mir geschenkt. Das Bedürfnis, eine Art Gebrauchsanweisung für Jungen zu bekommen, scheint groß – aber auch das nach einer Anleitung für eine scheinbar widersprüchliche Identität als feministische Mutter eines Sohnes. Selbst habe ich das allerdings nie so empfunden. Vielleicht weil ich stark vom Queerfeminismus geprägt bin und Geschlecht keine allzu hohe Bedeutung zumessen möchte.
2021 erschien „To Raise A Feminist Son“ der US-amerikanisch-indischen Autorin…