Megastar des Mainstream-Reggaeton
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Heteronormativ und trotzdem progressiv? Die kolumbianische Reggaeton-Sängerin Karol G liebt diesen Spagat. Ihre Karriere lebt von toxischer Liebe, Objektifizierung des weiblichen Körpers und Konsumismus, sie präsentiert sich als Sexkanone mit rosa Haaren und hautengen Glitzeroveralls. Ihre Fan-Community sieht sie dagegen als Vorbild der Emanzipation, als unabhängige Frau, die sich in der Welt der Machos behauptet. Textauszüge wie „Aunque lo intentaré no podría sin ti / Toda mi felicidad es gracias a ti“ (deutsch: Selbst wenn ich es versuchte, könnte ich nicht ohne dich / All mein Glück verdanke ich dir) aus ihrem Song „Ocean“ (2019) werden für die Massen auf magische Weise zur Selbstermächtigung. Und lösen einen globalen Fanhype aus.
Auch wenn die 34-Jährige sich gerne als erste international erfolgreiche Frau im Reggaeton inszeniert – es gab viele vor ihr. Angefangen in den 1990er-Jahren mit der puertoricanischen „Queen of Reggaeton“ Ivy Queen bis hin zur argentinischen Pop-Reggaeton-Ikone Emilia, der dominikanischen Natti Natasha
oder der US-amerikanischen Becky G haben sich bereits viele Musikerinnen innerhalb des tanzbaren Macho-Genres international einen Namen gemacht – einige auch mit kritischen Texten. Aber keine hat bisher international Stadien gefüllt wie Karol G. Mehr als zwei Millionen Menschen kauften Tickets für ihre „Mañana Será Bonito“-Tour (2024); ihre Videos auf YouTube haben Milliarden Aufrufe; sie hat zwei Grammys und Fans auf der ganzen Welt kreischen ihr entgegen. Kurz: Karol G ist ein Megastar.

Doch wie hat es das Mädchen aus Medellín auf die großen Bühnen der Welt geschafft? Mit fünf Jahren besuchte Karol G ihre erste Musikschule, mit 15 nahm sie an der Talentshow „Teile diesen Artikel