Anna Dushime datet für den Plot
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H&M: LARISSA HEWAN PAULI, STYLING: JOSEPHA RODRIGUEZ
Es ist Herbstanfang, Anna Dushime hat einige Tage zuvor sowohl ihren Geburtstag als auch die Veröffentlichung ihres ersten Buches gefeiert. Wir sitzen in einem sonnendurchfluteten Café in einem herrlich uncoolen Berliner Innenstadtbezirk, wo wir beide mit unseren Ende dreißig bei Weitem die jüngsten Menschen im Raum sind. Gerade noch hat mich Dushime über Instagram angerufen und sich für ihre Verspätung entschuldigt, Sekunden später sitzt sie schon vor mir, knappes, knallgelbes Shirt („Ich trage sonst nie bauchfrei!“), offenes Haar („Heute eine Perücke!“), riesiges Lächeln. Wir wollten uns seit Monaten zu zweit auf einen Kaffee treffen, jetzt tun wir es beruflich – Win-win für Effizienzanbeter*innen. Zwei Tische weiter frühstückt ein altes Paar, auf einem großen Teller sind Obst und Käse und Wurst drapiert. Anna Dushime trinkt
hausgemachte Himbeerlimonade. Neben uns macht es sich ein älterer Mann mit seiner „FAZ“ gemütlich. Worauf er sich da eingelassen hat, kann er noch nicht ahnen – in den nächsten zwei Stunden werden wir laut lachen und still weinen, über den Genozid in Ruanda sprechen, über gute und schlechte Dates, über unsere Plan Bs für dann, wenn wir aus Deutschland abhauen sollten, über unsere Rampensauigkeit als kleine Kinder, über Pickel und Steuern, erste Jobs in der Gastro, Nazis am Tresen und Hass aufs Spazierengehen.
Das erste Mal flimmerte mir Anna Dushime 2015 über den Screen, da hatte sie bei „Buzzfeed Deutschland“ angeheuert. Sie oder eher ihre Beiträge fielen mir direkt auf – nicht allzu viele vermischten Antirassismus mit Reality-TV-Content, Politik und Quatsch. Später wechselte sie zur Produktionsfirma Steinberger Silberstein, arbeitete an einem Format mit Comedian Aurel Mertz und an der Sendung „Browser Ballett“, dazwischen dann die Kolumne „Bei aller Liebe“ in der „taz“, Podc…