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Nadia Melliti ist eine Entdeckung: In der Verfilmung von Fatima Daas’ Roman „Die jüngste Tochter“ spielt die Laiendarstellerin eine verschlossene, queere Muslima, die alles mit sich selbst ausmacht und deren Emotionen sich trotzdem übertragen.

Als Nadia Melliti mit Freund*innen vor zwei Jahren in Paris unterwegs ist, weiß sie noch nicht, wer Fatima Daas ist. Sie kennt deren autofiktionalen Roman „Die jüngste Tochter“ nicht. Und sie hat mit Kino so gar nichts am Hut. Als eine Frau ihr auf die Schulter tippt und sie anspricht, denkt sie: eine Touristin. Doch die Frau ist eine Casting-Agentin und erzählt ihr von einem Filmprojekt, fragt, ob sie ein Foto von ihr machen dürfe. Melliti ist abgelenkt und skeptisch, nimmt es nicht wirklich ernst, aber alles geht schnell und sie lässt sich fotografieren. 

Im Mai 2025 gewinnt Melliti in Cannes die Goldene Palme. Als Beste Darstellerin. Für ihr Schauspieldebüt. In der Verfilmung des Romans von Fatima Daas. Der Film der französischen Regisseurin Hafsia Herzi erhält auf dem Festival außerdem die Queere Palme. Dass die filmische Inszenierung des gefeierten Romans von 2020 prämiert wird, ist weniger überraschend. Dass eine Laiendarstellerin ohne jegliche schauspielerische Erfahrung für ihre Leistung auf der Leinwand ausgezeichnet wird, kam in Cannes erst ein Mal – 1988 – vor.

„Es war Neugierde“, die sie dazu brachte, die Casting-Einladung anzunehmen und schlussendlich einzuwilligen, die Hauptrolle im Film zu übernehmen, erzählt die 23-Jährige im Interview auf dem Filmfest Hamburg. Hafsia Herzi wusste sofort, dass die Richtige vor ihr saß, als sie Melliti zum ersten Mal sah, es sei „künstlerische Liebe auf den ersten Blick“ gewesen. Eine beidseitige, Melliti beschreibt es ähnlich: „Als ich Hafsia das erste Mal in die Augen gesehen habe, habe ich ge…