Serlbstporträt Bribes de corps 1973.
Courtesy the Estate of Huguette Caland and Mennour Paris

Ein buntes Farbfeld, das wie eine Quiltdecke aussieht, am oberen Rand sechs Köpfchen mit stark gelocktem Haar. Auch die Fläche, auf der sich bei genauerem Betrachten zwei verzerrte Frauengesichter abzeichnen, ist mit dunklen Löckchen übersät. Genauer gesagt: mit Schamhaar.

Huguette Caland hat dieses Mixed-Media-Werk mit dem Titel „Homage To Pubic Hair“ 1992 fertiggestellt, als die US-Rechtsanwältin Anita Hill gegen den späteren Supreme-Court-Richter Clarence Thomas wegen sexualisierter Übergriffe ausgesagt hatte und ihr trotz erdrückender Beweislast nicht geglaubt wurde – die Öffentlichkeit stürzte sich stattdessen auf entwürdigende Details und Aussagen über Schamhaare.

Caland, 1931 in Beirut geboren und 2019 nach vielen Jahren in Frankreich und Kalifornien ebendort verstorben, verstieß zeit ihres Lebens mit sinnlicher Lust an der Provokation gegen die Regeln – und lehnte sich gegen misogyne Unterdrückung auf. Als einzige Tochter des ersten Präsidenten des unabhängigen Libanon wuchs sie in einem Elternhaus auf, in dem die maronitisch-christliche Upper Class ein und aus ging – und sie als dickes Mädchen, das die Schönheitsnormen sprengte, schon früh mit Bodyshaming konfrontiert wurde. Sie reagierte auf ihre Weise: Sie heiratete den Neffen des politischen Rivalen …