In der Todeszelle
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Interview: Rosen Ferreira
Was macht die Aussicht auf die Todesstrafe mit Frauen? Das neue Theaterstück von Marie Schleef in Zürich geht dieser Frage auf den Grund.
Jeanne d’Arc kämpfte im Hundertjährigen Krieg. Gewann sie zunächst an Einfluss, wurde sie 1431 wegen angeblichen Feenzaubers, Gebrauch der Alraunenwurzel, Ketzerei und Mordes zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Ihre Geschichte war Grundlage für Marie Schleefs „Are You Ready To Die?“. Das Stück ist benannt nach jener Frage, die Veurteilten in
den USA kurz vor der Hinrichtung gestellt wird. Es beschäftigt sich mit der oft Jahrzehnte währenden Haft von Frauen in der Todeszelle. Gemäß Amnesty International werden immer mehr Menschen zum Tod verurteilt.
Wir kennen Jeanne d’Arc als Ikone der Furchtlosigkeit, bei dir kommt sie ganz anders vor: als lebende Tote. Warum? Vor Jahren habe ich eine Inszenierung des Schiller-Stückes „Johanna von Orleans“ gesehen. Bei Schiller starb sie als Kriegsheldin. Die historische Johanna wurde aber hingerichtet und verbrachte vor ihrem Tod ein Jahr im Gefängnis. Die Lücke bei Schiller weckte mein Interesse, diese Zeitspanne zu analysieren und zu inszenieren. Was wäre, wenn Johanna heute leben würde? Was bedeutet es, auf den Tod zu warten? Man ist in diesem Zustand ja weder unter den Lebenden noch unter den Toten, sondern in einem liminalen Zustand. Bei der Recherche habe ich herausgefunden, dass man bspw. in den USA durchschnittlich 27 Jahre in der Todeszelle verbringt. Dabei stie…