Lieblingsstreberin: Wendy / Marcy
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Eine Tatsache galt seit Erscheinen des ersten „Alien“-Films 1979 als unumstößlich: Es ist unmöglich, mit einem Xenomorph, dem grauenerregenden Wesen aus dem All, zu kommunizieren. In „Alien: Earth“ ist nun alles anders.
Wendy (Sydney Chandler) heißt eigentlich Marcy und ist ein todkrankes Mädchen. Die Erde des Jahres 2120 (also zwei Jahre vor den Ereignissen von „Alien 1“) ist aufgeteilt in Gebiete, die Tech-Konzernen gehören. Das frühere Thailand, der Schauplatz der Geschichte, gehört zu Prodigy, dem Megakonzern des sich als Peter-Pan-Wiedergänger gerierenden Boy Kavalier, der aus purer Langeweile (Geld und Macht hat er genug) gefährliche Menschen- und später auch Alienexperimente durchführt. Eines davon: das Bewusstsein todgeweihter Kinder in synthetische, erwachsene Körper verpflanzen.
Deshalb kommen Marcy und weitere Kinder auf Kavaliers Privatinsel, erhalten dort neue Körper sowie Namen, die alle aus „Peter Pan“ stammen. Die so entstandenen Synthetmenschen, die Kavalier als seinen Besitz betrachtet, sind einerseits einfach die Kinder, die sie waren. Sie besitzen aber zugleich beeindruckende, von Prodigy nicht unbedingt gewollte Superkräfte, sind außergewöhnlich stark und können mit ihrem Bewusstsein das Computernetz kontrollieren.
Sich mit dem Xenomorph verständigen, der sich auf einem auf die Erde abstürzenden Raumschiff befindet und bald auch auf die Insel gebracht wird, kann allerdings nur Wendy/ Marcy. Nicht nur das: Sie ist auch in der Lage, ihn zu kontrollieren; das Monster hört auf sie. Das ist ein Bruch mit der bisherigen „Alien“-Geschichte. Denn der Xenomorph ist zwar immer noch ein fieser Killer, aber er zeigt auch eine ganz neue Seite, wenn er wie ein gut erzogener Hund hinter Wendy herdackelt. Irgendwie irritierend, aber es passt zu dem insgesamt neuen Dreh in „Alien: Earth“. Das Grauen lauert dort nicht mehr im All, sondern auf Erden. Und für den wahren Horror sorgen nicht die Aliens, sondern die Menschen. Das erkennt Wendy bald – und stellt sich und ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten in den Dienst des Guten, mit dem Xenomorph an ihrer Seite.
Dieser Text erschien zuerst in Missy 06/25.