Spaltung als Herrschaftsinstrument
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Unsere Gesellschaft ist nicht so polarisiert, wie oft behauptet wird, schreibt unsere Autorin. Jedoch nutzt diese Erzählung autoritären Kräften, die sie weiter befeuern.
Das Licht wird die Dunkelheit besiegen. Wir werden die Kräfte der Boshaftigkeit und der Schlechtigkeit besiegen.“ Diese Worte sprach Stephen Miller Ende September auf der Trauerfeier für Charlie Kirk. Stephen Miller ist einer der hochrangigsten Berater von US-Präsident Donald Trump. Der 31-jährige Charlie Kirk war am 10. September bei einer öffentlichen Veranstaltung erschossen worden. Der mutmaßliche Täter soll Kirk wegen dessen rechtsextremer Einstellungen und seiner Agitation gegen Minderheiten gehasst haben. Damit ist der Täter für Stephen Miller ein Linker – und damit „böse“.
Gut-gegen-Böse-Erzählungen sind das Fundament von Polarisierung, die sich autoritäre Kräfte weltweit schon lange und derzeit besonders zunutze machen. Mit dem Motiv, gegen „das Böse“ zu kämpfen, wird alles legitimiert – Diffamierung, Verfolgung, gar Gewalt; es geschieht schließlich im Namen des „Guten“. Mit dieser Erzählung rechtfertigte George W. Bush einst seinen Krieg im Irak, so begründet Wladimir Putin seinen Krieg gegen die Ukraine, so jagte US-Senator Joe McCarthy in den 1950er-Jahren vermeintliche Kommunisten – und so hat die Trump-Administration nach der Ermordung von Charlie Kirk angekündigt, man werde alle NGOs, Individuen, Organisationen bestrafen, die zur „bösen“, also der linken Seite gehören. Es ist das autoritäre Playbook, das gesellschaftliche Spaltung erst richtig antreiben soll.
Spaltung ist ein Herrschaftsinstrument: Divida et impera. Teile und herrsche. Autoritäre Kräfte müssen Menschen davon überzeugen, dass sie von Feinden umgeben seien – und dass nur die…