Unsere Autorin wurde ohne Einvernehmlichkeit beim Sex angespuckt. Wenn BDSM-Praktiken und Kinks zum Mainstream werden, bleibt der Konsens oft auf der Strecke.
Er lag auf mir, ich spürte seinen Schweiß auf mich tropfen, wir kannten uns kaum. Ich war zwei Mal gekommen. Keine schlechte Bilanz für den ersten Sex.
Ohne Vorwarnung, aus dem Nichts schleuderte er seinen Speichel auf mein Gesicht. Ich wischte ihn sofort am Kissen ab, spuckte aus, brauchte einen Moment, um die Brücke zwischen Lust und Ekel zu schlagen. Da tat er es noch mal.
Dieses Mal hielt er mein Gesicht fest. Ich sagte „Stopp“, setzte mich auf, sah ihn fassungslos an. Er holte mir ein billiges Sandwicheis aus dem Gefrierfach und brachte mich zum Bahnhof.
Verwirrt saß ich in der Bahn: Ich hatte gerade größtenteils einvernehmlichen Sex gehabt, der mir bis zu dem Moment, in dem ich angespuckt wurde, Spaß gemacht hatte. Ich wollte nicht angespuckt worden sein. Beim Scrollen durch sein sehr langes Dating-App-Profil fiel mir ein Satz auf: „Consent is a given.“ Das las sich jetzt wie eine Orange Flag. Konsens war eben nicht einfach gegeben, er musste kommuniziert werden. Und dieser Mittvierziger-Arzt hatte nicht gefragt, ob er mich anspucken darf. Als ich ihm das schrieb, reagierte er erst defensiv: „Ich dachte, du wolltest das.“ „Gedankenlesen ist kein Konsens“, antwortete ich. Dann entschuldigte er sich und bot halbherzig ein Gespräch an. Ich erwog es, löschte aber seinen Kontakt.
War das die neue problematische Norm in Berlin und ich hatte es nicht …