Warum lieben Linke Adidas?

Als ich dieses Jahr in New York City war, wurde ich mehrfach auf meine Adidas-Jacke angesprochen. „Run-DMC“, sagte der eine und gab mir einen Fistbump. Eindeutig als Deutsche erkennbar sei ich, meinte ein anderer, weil in Berlin alle so rumliefen: Adidas, Septum, Converse. In den USA ist Adidas Sponsor einiger großer Sportvereine und seit 2005 auch von der Major League Soccer. Trotzdem wird die Marke hier entweder mit dem HipHop der 1980er-Jahre oder mit Deutschland assoziiert. Verständlich: Während man in New York die Brand höchstens in Schuhform sieht, läuft in Deutschland gefühlt jede fünfte Person in Adidas-Jacke herum. Vor allem bei linken Veranstaltungen fällt mir immer wieder auf, dass ich nie der einzige Mensch bin, der damit antanzt. Es scheint, als hätte sich die Adidas-Jacke (vor allem die schwarze) zu einer Art Emblem deutscher Großstadtlinker entwickelt. Stellt sich die Frage: Warum ausgerechnet Adidas?

Die Geschichte des Unternehmens ist, wie die vieler deutscher Firmen,

maximal unrühmlich. Der Vorläufer der heutigen Marke wurde in den 1920er-Jahren von den Brüdern Adolf und Rudolf Dassler gegründet; beide traten 1933 in die NSDAP ein und belieferten die Wehrmacht mit Schuhen. Nach dem Krieg zerstritten sich die Brüder und gingen ihre eigenen Wege: Rudolf gründete Puma, Adolf wiederum Adidas (lies: Adi Dassler). Auch in der Gegenwart macht Adidas regelmäßig Negativschlagzeilen, etwa durch die langjährige Kooperation mit dem Antisemiten Kanye West, wegen Aneignung indigener mexikanischer Kultur beim Design neuer Schuhmodelle, für die sich die Firma erst diesen August entschuldigen musste, oder aufgrund diverser Rassismusvorwürfe sowie des Ausstiegs aus der Tarifbindung. Linkes Verhalten sieht anders aus.

Und anders als die Marke Fred Perry, die einst Erkennungszeichen der extremen Rechten war (etwa von „VICE“- sowie Proud-Boys-Gründer Gavin McInnes, der einige Zeit lang fast ausschließlich in Fred-Perry-Polohemden auftrat) und aktiv dagegen gearbeitet hat, mit dieser G…