4./5. und 11./12  November 2011
Universität Münster, WS 2011/12

  • Medienanalyse mit historischem Fokus und aktuellen Positionen
  • Alternative Medien, DIY-Fanzine Kultur (US-Third Wave Feminism)
  • Möglichkeiten und Grenzen gendersensibler Sprache
  • Anleitung zum Verfassen eigener journalistischer Texte
  • Besonderheiten des Schreibens über Pop

Lernziele

Dieser Workshop verfolgt zwei primäre Ziele, die aufeinander aufbauen: Zum einen sollen TeilnehmerInnen für die Wahrnehmung und Dekonstruktion geschlechterspezifischer Stereotype, die in und um (nicht nur) popkulturelle Medienberichterstattung transportiert werden, sensibilisiert werden. Zum anderen sollen sie lernen, diese Genderklischées im eigenen Schreiben produktiv zu umgehen oder sie mit alternativen Deutungen zu konterkarieren. Hierzu werden einerseits journalistische Texte untersucht und anhand der gemeinsam erarbeiteten Kriterien ausgewertet, wie auch mit Sekundärliteratur zum Thema gearbeitet werden wird, andererseits sollen die TeilnehmerInnen an den neu erarbeiteten Richtlinien geschulte Artikel zu aktuellen Themen aus dem Bereich Populärkultur / Kulturwissenschaft verfassen. Der Fokus liegt hierbei neben der inhaltlichen Ausrichtung besonders auf der Artikulation eines individuellen Stils, der komplexe Sachverhalte und popkulturelle Bezüge nachvollziehbar macht, ohne dabei auf die für Pop-Berichterstattung so charakteristische Literarizität der gewählten Sprache zu verzichten.

Inhalt

„Nicht schlecht für eine Frau“ oder „Die Männer um die bezaubernde Frontfrau XY“ – so klischeehaft klingt es auch heute noch überraschend oft, wenn über Frauen (und Männer), die im popkulturellen Bereich aktiv sind, gesprochen oder geschrieben wird. Auch wenn allzu platte Sexismen, die Frauen als „das Andere“ des Pop-Betriebes exotisieren oder sie auf ihre Körperlichkeit bzw. Attraktivität festschreiben, spätestens seit der Institutionalisierung der Gender Studies ab den 1990er Jahren viel seltener geworden sind, bilden tief verwurzelte, unhinterfragte Vorstellungen von „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“ häufig auch heute noch die implizite Grundlage der medialen Berichterstattung über kulturelle Phänomene. Eine Medienanalyse mit auch historischem Fokus zeigt die Möglichkeiten und Limitationen geschlechtergerechten Schreibens und Berichtens auf. Dabei wird es einen Rundblick auf aktuelle Positionen verschiedenster Publikums- und Popmedien ebenso geben wie eine (Rück-) Schau auf feministische Publikationen, bei denen auch alternative, nicht-kommerzielle Do-It-Yourself-Medien wie Grrrl Zines und queer-feministische Weblogs nicht fehlen dürfen. Bei der Anleitung zum Verfassen eigener Texte werden die häufigsten Textsorten wie Reportage, Interview, Porträt, Rezension, Live-Berichterstattung und Vorankündigung wie auch die dem Schreiben externen Produktionsbedingungen, die speziell für den Popjournalismus gelten, berücksichtigt. Nicht zu kurz kommen darf zu guter Letzt natürlich das Begehren am Pop – und seine Übersetzung in so fundiert wie raffiniert „gequeerte“ Texte.

Materialien:

Wiederkehrende Muster stereotypisierenden Schreibens

Gendersensibilität auf den verschiedenen Stufen des journalistischen Arbeitsprozesses

Literaturliste

I. Feministische Sprachkritik

Hellinger, Marlies: „Feministische Sprachpolitik und politische Korrektheit – der Diskurs um die Verzerrung“. Vortrag auf der Tagung „Sprachmächtig. 20 Jahre nach dem Binnen-I“ 2003. Download

Herrmann, Steffen Kitty: „Performing the Gap – Queere Gestalten und geschlechtliche Aneignung“. In: arranca! #28. Online

Jäger, Margret: „Gewalt gegen Frauen – durch Sprache?“ Unveröffentlichtes Vortragsmanuskript. Online

Pusch, Luise F.: „Das Deutsche als Männersprache: Aufsätze und Glossen zur feministischen Linguistik.“ Neuauflage: Suhrkamp 2009.

Pusch, Luise F.: „Die Frau ist nicht der Rede wert: Aufsätze, Reden und Glossen.“ Suhrkamp 1998.

Stahlberg, Dagmar: „Effekte des generischen Maskulinums und alternativer Sprachformen auf den gedanklichen Einbezug von Frauen“. Vortrag auf der Tagung „Sprachmächtig. 20 Jahre nach dem Binnen-I“ 2003. Download

Trömel-Plötz, Senta: „Frauensprache: Sprache der Veränderung.“ Hier ist auch der Aufsatz „Linguistik und Frauensprache“ zu finden, erstveröffentlicht 1978. Neuauflage: Frauenoffensive 2007.

Trömel-Plötz, Senta: „Vatersprache – Mutterland. Beobachtungen zu Sprache und Politik“. Frauenoffensive 1993.

II. Kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung

„GMMP 2010: 15 Jahre nach Peking“. Auswertung des Journalistinnenbundes zu den Ergebnissen der Global Media Monitoring Projects 2010 für Deutschland. Download

Klaus, Elisabeth: „Kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung. Zur Bedeutung der Frauen in den Massenmedien und im Journalismus.“ In: Elisabeth Klaus, Jutta Röser (Hg.): Medien- und Geschlechterforschung. Band 7. Lit Verlag 2008.

Röser, Jutta und Müller, Kathrin F.: „Unternehmerinnen im Abendkleid und die Kanzlerin bei der Arbeit: Wie Spitzenfrauen aus Wirtschaft und Politik in den Medien erscheinen“. Studie Leuphana Universität Lüneburg 2008. Download

III. Diskurstheoretischer Ansatz

Villa, Paula-Irene: „Was sagen wir, um Geschlecht zu sein. Geschlechtskörper und Diskurs“. In: Paula-Irene Villa: Sexy Bodies. Eine soziologische Reise durch den Geschlechtskörper. VS Verlag 2006.

Bublitz, Hannelore: „Butlers sprach- und diskurstheoretisches Programm“. In: Hannelore Bublitz: Judith Butler zur Einführung. Junius 2002.

iV. Gendering im Journalismus

Werner, Petra: „Geschlechterperspektiven im Journalismus – Modernisierungsmotor oder lästige Pflicht?“ Redemanuskript für die Tagung des Journalistinnenbundes „G-Faktor“ 2004. Download

Journalistinnenbund (Hg.): „Der G-Faktor. Genderperspektiven in den Medien“. Broschüre des Journalistinnenbundes. Download

V. Musik-/Popjournalismus

Grether, Kerstin: „Exile in Guyville. Die Geschichte der Männer in der Rockmusik.“ In: Kerstin Grether: Zungenkuss. Du nennst es Kosmetik, ich nenn es Rock’n’Roll. Musikgeschichten 1990 bis heute. Suhrkamp 2007.

Grether, Kerstin: „Extraleben“. In: Kerstin Grether: Zungenkuss. Du nennst es Kosmetik, ich nenn es Rock’n’Roll. Musikgeschichten 1990 bis heute. Suhrkamp 2007.

Plesch, Tine: „Musikjournalismus. Rock She Writes. Wie können JournalistInnen zu einer Selbstverständlichkeit von Musikerinnen in den Medien beitragen?“ Vortrag Symposium Musikerinnen und Öffentlichkeit, 1999. Online

Plesch, Tine: „Gender und Popkultur“. Vortrag Conne Island, 2003. Online

Powers, Ann; McDonnell, Evelyn (Hg,): „Rock She Wrote: Women Write about Rock, Pop, and Rap“. Cooper Square Press 1999.

Yun, Vina: „Popkritik, Popjournalismus, Popfeminismus. Pop in feministischen Medien“. In: Lea Susemichel u.a. (Hg.): Feministische Medien. Öffentlichkeit jenseits des Malestreams. Ulrike Helmer 2009. Download

VI. Praktische Leitfäden für den gendersensiblen Sprachgebrauch

Kabas, Judith: „Sprachk(r)ämpfe – ein innerer Monolog über gendersensiblen Sprachgebrauch“. In: fiber Werkstoff für Feminismus #12. Online

Fischer, Beatrice: „Sprache. Macht. Geschlecht. Heraus aus der Unsichtbarkeit: Strategien gendersensiblen Sprachgebrauchs – vom geschlechtsneutralen Formulieren bis zum Indefinitivum“. In: migrazine 2011/02. Online

Fischer, Beatrice und Wolf, Michaela: „Geschlechtergerechtes Formulieren. HERRliche deutsche Sprache?“ Leitfaden der Universität Graz, 2009. Download

Schweizerische Bundeskanzlei (Hg.): „Geschlechtergerechte Sprache. Leitfaden zum geschlechtergerechten Formulieren im Deutschen.“ 2., vollständig überarbeitete Auflage, 2009. Download

Eidgenössische Technische Hochschule Zürich: „Die 12 Sprachregeln“. Online