Liebe*r Leser*in,

Das Jahr 2021 beginnt mit einem Lockdown und macht damit doppelt deutlich, dass ein Jahreswechsel nicht unbedingt für Neuanfang stehen muss. Schade, aber die harte Realität erlaubt wohl ohnehin kein magisches Denken. Oder? Dass wir uns davon oft schwer lösen können und so manches schnöde Objekt eine geradezu magische Anziehungskraft auf uns ausübt, zeigt auch unser Fetisch-Dossier.

Mit Hengameh Yaghoobifarah auf dem Cover starten wir das Jahr außerdem maximal Missy – Hengameh Debütroman ließ uns auf vermeintliche journalistische Etikette pfeifen. Damit es dennoch kein totales Heimspiel wird, sprach Çigdem Akyol von der Schweizer „WOZ“ mit Hengameh. Wir jubeln von den Rängen!

Viel Spaß beim Lesen!

Dossier: Über Objekte!

Fetische – kennen wir doch alle. Das sind Objekte, die sexuell aufgeladen sind, oder es ist die Ware, dieses „sinnlich übersinnliche Ding“. Marx und Freud, klar. Dabei war der Begriff ursprünglich ein kolonial-rassistischer, mit dem westafrikanische Ritualobjekte beschrieben wurden. Eins ist klar: Der Fetisch-Begriff wurde weitergedacht. Wir fragen: Was machen Dinge mit uns? Welchen Zaubern unterliegen wir? Und was ist eigentlich ein Antifa-Macker-Fetisch?

Was ist dein Fetisch? Von unseren Autor*innen wollten wir wissen, zu welchen Objekten sie eine besondere Beziehung haben, über welche Fetische sie bei anderen schmunzeln müssen und was sie heiß, ruhig oder einfach nur glücklich macht. Hier eine Auswahl der – unglaublich vielfältigen – Antworten. – S. 52

Waren flirten nicht: Hier die Ware, dort der Körper: Wie verhält es sich mit dem Warenfetisch und der sexuellen Ökonomie? – S. 56

Mein Blick Dein Blick: Held*innenabbildungen schaffen Raum für Träume, Vorbilder, Utopien. Unsere Autorin über Projektionen und Ikonenfetische. – S. 60

Lack, Leder, Lesben: BDSM und Feminismus: kein einfaches Verhältnis. Durch Queerpolitiken fanden die beiden in Theorien zu Sexualität zueinander. Doch wohin sind die SM-Lesben verschwunden?  – S. 62

„Auch der Schwanz ist fragil“: Sex & Macht – Die Macher*innen des Kurzfilms „Antifa Faggots“ über Dynamiken, die nicht nur BDSM-Praktiken prägen, sondern auch den Dogmatismus im politischen Aktivismus.  – S. 64

Titel: Hengameh Yaghoobifarah – Wir feiern den Debütroman!

I said what I said: Staatskrise wegen Satrie – für Hengameh Yaghoobifarah hatte 2020 noch ein paar extranervige Specials parat. Dass Hengameh trotzdem einen Debütroman gewuppt hat, wundert hier niemanden. Çiğdem Akyol sprach mit unserem Redaktionsmitglied. – S. 46

Aufschlag:

Banden Bilden: Stille Fische, Graue Klötze. Nach der Räumung der Liebig34 in Berlin sind weitere queerfeministische Projekte akut bedroht. –  S. 12

Lieblingsstreberin Moe Truax – S. 13

Konsum Fail 6 – Kornmischung – S. 13

Work Work Work Die Gastronomien – S. 14

Hä? Was heißt den Abtreibung? – S. 15

Kultur & Gesellschaft:

Bubblegumgeschosse: Die Sugar-Trap-Künstlerin Rico Nasty steht für hybride Styles. Ihr Album „Nightmare Vacation“ vereint die unterschiedlichsten Referenzen.  – S. 17

Was auf dem Spiel steht: In ihrem neuen Roman „Concrete Rose“ prangert Angie Thomas die Dämonisierung und Entmenschlichung Schwarzer Personen an, indem sie die Geschichte eines Schwarzen Teenagers erzählt, der sich trotz harter Gegebenheiten entfalten und wachsen kann.   – S. 20

Maximierung der Unterschiede: Zwischen R’n’B, Footwork und House legt die Musik von Smerz Verletzlichkeit offen. Das trifft. Auf ihrem Debütalbum „Believer“ widmen sie sich neuen musikalischen Spannungsfeldern, vor allem aber: ihrer Freundinnenschaft – S. 22

Rolle Vorwärts: Für das 16-jährige Ich. Ein junges, selbstorganisiertes und unabhängiges Kollektiv produziert politische Inhalte auf dem Instagram-Account „erklär mir mal…“ – S. 24

Politik & Arbeit:

Real Talk: Umkämpftes Terrain. Beim Theman Islamismus beanspruchen in Deutschland viele die Deutungshoheit für sich. Migrantische Antifaschist*innen werden dabei oft im Stich gelassen. – S. 33

Stopp den Bullshit: Motor der Bewegung: Im Widerstand gegen Europas rechten Backlash spielt queerer Aktivismus in Polen eine Schlüsselrolle. – S. 37

Mode & Machen:

Styleneid: $ombi. – S. 67

„Die Leute sollten Gänsehaut kriegen“: Sie kleidete Musikgrößen wie David Bowie und Gudrun Gut ein und prägte mit ihrer Kreuzberger Kreativkommune eine ganze Epoche. Dem Frühwerk der Modedesignerin Claudia Skoda wird nun eine Ausstellung gewidmet. Ein Interview. – S. 68

 

Sex & Körper:

Licktionary: Unsere Autorin ist ehrenamtliche Cunnilinguistin und entwickelt präziseres Leckvokabular. Aus gegebenen Gründen. – S. 73

Fuck Penetration: Menschen mit Vulva wachsen in der Erwartung auf, dass Sex wehtut. Die Schmerzen auszuhalten, hat gefährliche Folgen. – S. 74

Edutainment:

Musik: Durch die dicke Decke. Der britischen Lyrikerin und Songwriterin Arlo Parks zuzuhören, könnte der Ausweg aus der Niedergeschlagenheit sein: die Hoffnung auf ihrem Jazzy Debütalbum speist sich aus eigenen Wunden. – S. 77

Musikrezensionen – S. 76

Now&Then: Danielle de Picciotto über Dorothy Carter. – S. 81

Film: Das Café am See. Für ihre Dokumentation „Walchensee Forever“ hat sich Janna Ji Wonders durch hundert Jahre Archivmaterial gearbeitet. Und so den Frauen in ihrer Familie ein besonderes Denkmal gesetzt. – S. 83

Serie: Alltäglich übernatürlich. Die Serie „The Boys“ zeigt, was passieren würde, wenn plötzlich Menschen mit Superkräften auftauchen: Der Kapitalismus würde sie vereinnahmen.

Literatur: Sprossenwand und Widerstand. „Solidarisch gegen Klassismus“ versammelt kritische theoretische und biografische Perspektiven und macht damit Mechanismen struktureller Diskriminierung sichtbar. – S. 89

Typenparade: Tränen und Händchenhalten. JJ Bolas „Sei kein Mann“ über toxische Männlichkeit ist auch für fortgeschrittene Feministen ein Gewinn. – S. 92

Kunst: Die Antworten des Bonsai. Die Gruppenausstellung „Potential Worlds 2: Eco-Fictions“ stellt die Frage: Wie sehen alternative Lebensformen aus? Der Mensch spielt dabei vielleicht keine Hauptrolle mehr.  – S. 95

Kolumne: Meine geniale ältere Freundin. Mit ihrer achtzigjährigen Nachbarin verbindet unsere Kolumnistin so viel mehr als nur Pakete. – S. 98

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