Magazin 01/2025

Liebe*r Leser*in,
frohes neues Jahr! Wir freuen uns, dass wir es mit dir als Teil der Missy-Community begehen können. Schon lange Teil des Missyverse und jetzt auch bei uns im Team ist unsere neue Kollegin Joanna C. Schröder im Marketing, herzlich willkommen!
Wir starten das Jahr direkt mit Krawall und Widerstand: Wir haben die Guerillagruppe Pussy Riot in Berlin getroffen und mit den Künstlerinnen Mascha Aljochina und Nadja Tolokonnikowa über Putins Diktatur in Russland gesprochen, über den Angriffskrieg gegen die Ukraine und darüber, wie sie nach Haft und Flucht ihr Leben im Exil gestalten.
Eine weitere mutige Frau ist Gisèle Pelicot, die als Klägerin den Prozess gegen ihren Mann und viele andere Täter öffentlich gemacht hat. Wir schildern Eindrücke aus dem Gerichtssaal und ordnen die Tragweite des Falles ein.
In unserem Schwerpunkt widmen wir uns dem omnipräsenten Gefühl von Verlust. Wie können wir damit umgehen, wenn viele angesichts der Lage der Welt die Hoffnung verlieren? Woraus lässt sich Kraft schöpfen, nachdem man einen geliebten Menschen verloren hat? Wie ergeht es nach mehr als drei Jahren Taliban-Herrschaft den Frauen in Afghanistan, die in der Öffentlichkeit nicht mehr ihre Stimme erheben dürfen? Muss Verlust immer schmerzhaft sein oder kann es auch befreiend sein, z. B. wenn man sich vom Partner trennt?
Wir blicken außerdem auf die Lebensumstände migrantisierter Frauen im Libanon und unsere Reportage beleuchtet die Situation in Bulgarien, wo eine Gesetzesreform die LGBTIQ-Community gefährdet.
Und: In Polen hat das erste queere Museum eröffnet, Sapphic Pop erobert den Mainstream und Merkels Biografie nehmen wir kritisch unter die Lupe.
Wir bleiben in 2025 also widerständig und hoffnungsvoll, fühl dich gedrückt,
deine Missys
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Aufschlag
Ein Haus für den feministischen Streik. Das Schweizer Streikhaus in Zürich bietet einen einzigartigen Freiraum für feministische Kämpfe, Austausch und Community.
Lieblingsstreberin: Tye Reynolds. entwickelt in der Serie „Harlem“ eine Dating-App für queere People of Color.
Work Work Work: Konditorin. Obwohl viele Frauen in Küchen arbeiten, gibt es immer noch das Bild des männlichen Spitzenkochs. Warum das so ist, erklärt Luise Eckner von „Zucker am Markt“.
Hä was heißt denn materialistischer Feminismus? Wie würde der materialistische Feminismus im Vergleich zum liberalen Feminismus argumentieren? Erfahre es in unserem Glossar gegen die Panik vor Wörtern.

Kultur & Gesellschaft
Sapphic Pop goes Mainstream. Queere Musiker*innen wie Chappell Roan brechen in lesbischen Songtexten langjährige Tabus.
Die Romantisierung von Angela Merkel. Die Autobiografie „Freiheit“ der Ex-Bundeskanzlerin liefert nichts Neues, aber dominiert trotzdem die Bestsellerlisten. Warum sind auch Linke und Feminist*innen so nostalgisch?
Erstes queeres Museum in Polen. In Warschau öffnet das „Queer Muzeum“ seine Türen: Trotz weitverbreiteter Homofeindlichkeit ein bedeutender Schritt für queere Sichtbarkeit in Polen.
Schlager ist Schwarz. Regisseurin Joana Tischkaus neues Stück verhandelt Identität, Pop und Rassismus und offenbart, dass Roberto Blanco nicht der einzige Schwarze Volksmusik-Künstler war.
All Eyes On: Andrea Mikyska. Die Künstlerin verbindet Surrealismus und Romantik mit Medientools wie KI, 3D-Scannern und Modellierungen.

Politik & Protest
Moderne Sklaverei im Libanon. Tausende Zivilist*innen leiden unter den Folgen des Krieges im Libanon. Besonders hart trifft es migrantische Frauen, die als Haushaltshilfen zwangsarbeiten.
Homofeindliche Zensur in Bulgarien. Eine neue Gesetzesänderung nach russischem Vorbild verbietet an bulgarischen Schulen LGBTIQ-Inhalte. Einige Lehrer*innen versuchen, Widerstand zu leisten.
„Die Scham muss die Seite wechseln“. Im Gerichtsprozess um Gisèle Pelicot wurden 51 Männer verurteilt. In unserer Vergewaltigungsgesellschaft fühlen sich Männer zu sicher, Frauen zu missbrauchen.
Titelstory
Pussy Riot pissen auf Putin. Die autoritäre Kriegsdiktatur Russlands und der Angriffskrieg gegen die Ukraine zeigen: Die feministischen Aktivistinnen hatten recht. Ihre radikale Kunst ist heute relevanter denn je.

Themenschwerpunkt: Alles verloren?
Habt ihr auch das Gefühl, dass der Zustand der Welt immer schlimmer wird und wenig Hoffnung auf Besserung bleibt? Auf den nächsten Seiten nehmen wir uns Verlusterfahrungen an: Suizid in der Familie, Sprache im Exil, Autonomie von Frauen in Afghanistan. Aber manchmal kann Verlust auch etwas Schönes sein. Stichwort: Dump him!
Ist die Zukunft hoffnungslos? In Zeiten rechten Vormarschs, Armut und Kriegen fühlen sich viele Menschen hoffnungslos. Linker Feminismus zeigt, dass Hoffnung und Widerstand auch in Krisen Raum finden können.
Widerstände afghanischer Frauen. Seit der erneuten Machtübernahme der Taliban im Jahr 2021 in Afghanistan wird das Leben für Frauen in dem Land immer gefährlicher. Mittlerweile dürfen sie nicht mal in der Öffentlichkeit sprechen. Wie sie dennoch Widerstand leisten.
Endlich Single. Ist das Ende einer Beziehung immer eine Tragödie? Von wegen! Für unsere Autorin war ihre Scheidung eine der besten Erfahrungen ihres Lebens.
Geteiltes Leid. Hinterbliebene von Suizidierten fühlen sich oft einsam, das Thema gilt als Tabu. Helfen kann kollektives Trauern in Selbsthilfegruppen.
Mit Babas Worten. Welche Geschichten gehen verloren, wenn sich sprachliche Lücken zwischen Generationen auftun? Unsere Autorin macht sich auf die Suche nach Spuren ihres verstorbenen Vaters.

Sex, Körper & Style
Gefesselt und befreit. Fesselkunst als erotische Reise zu sich selbst: Ein Shibari-Workshop und ein spontanes Date führen zur Entdeckung ungeahnter Gefühle.
Gender-Gap bei Demenz. Bei der Entstehung von Alzheimer spielen Sex und Gender eine wichtige Rolle. Trotzdem werden in der Forschung vor allem die Gehirne von Männern untersucht.
Friendship-Bracelet-Politik. Nicht nur Swifties lieben es, auch Robert Habeck versuchte mit dem „Kanzler Era“-Armbändchen zu punkten. Was steckt hinter dem DIY-Schmuckstück?
Styleneid: Gudrun Gut. Die Underground-Ikone ist in ihrer Musik experimentell, in ihrem Kleidungsstil klassisch mit einem Hauch von Punk.
Edutainment
FKA twigs neues Album „EUSEXUA“. Die Musikerin dehnt die Grenzen des Pop: Mit ihrem neuen Album schafft sie ihre eigene Identität und gewinnt an Deutungshoheit.
Musiktipps 01/25. Missys aktuelle Musiktipps zum Jahresstart.
xoxo, the Missy CEO Nr. 5. Unsere Leser*innen-Befragung des letzten Jahres hat spannende Ergebnisse geliefert und uns gezeigt, welche Themen ihr bei Missy vermisst.
Mit verantwortungslosen Eltern leben. Im Coming-of-Age-Drama „Bird“ porträtiert Regisseurin Andrea Arnold die zwölfjährige Bailey, die in einer von Armut geprägten Umgebung nach Verbindung sucht.
Serienipp: „Angemessen Angry“. Der Name dieser Miniserie ist Programm. Hier es geht um die adäquate und ausgelebte Wut gegenüber Sexualstraftätern.
Film- & Serientipps 01/25. Die Kinostarts des Winters von Missy rezensiert.
Endlich kamerunische Literatur auf Deutsch. In „Über Muscheln laufen“ präsentiert Nana Nkweti zehn Kurzgeschichten, die die vielfältigen Schwarzen Erfahrungen der afrikanischen Diaspora beleuchten.
Literaturtipps 01/25. Unsere aktuellen Leseempfehlungen.
Comictipps 01/25. Diese Comics solltest du nicht verpassen.
Helge Mark – Parodien im digitalen Space. Die witzigen Clips von Schauspieler und TikToker Helge Mark sind ein Lichtblick in der sonst oft düsteren Social-Media-Welt.
Feministische Fäden. In ihrer Ausstellung „Limitation of Life“ im Münchner Lenbachhaus hinterfragen Rosemarie Trockel und ihre Schülerin Thea Djordjadze klischeebehaftete Materialzuschreibungen in der Kunst.
Fuckboy der Herzen. Man Pussys, Nagellack und Jesus: In seiner Abschiedskolumne teilt Evan Tepest die Themen, über die er gerne noch geschrieben hätte.