Liebe*r Leser*in!

Wie gerne würden wir an dieser Stelle schreiben: Erinnerst du dich, wie schwierig die letzten zwölf Monate waren? Wie toll, dass wir es gemeinsam überstanden haben! Aber … so weit sind wir leider noch nicht. Während wir dieses Heft in Druck geben, wis- sen wir z. B. nicht, ob die Kinos in absehbarer Zeit wieder geöffnet sein werden – und haben deswegen viele Filme ausgesucht, die du auch zu Hause sehen kannst (ab S. 83).

Zum Glück gibt es genug Leute, die trotz der Pandemie weitermachen und uns die Hoffnung nicht verlieren lassen. Unser Dossier haben wir daher unseren Herzensthemen Abolitionismus und Transformative Gerechtigkeit gewidmet, die mit ihrem Community-zentrierten Ansatz bereits jetzt eine Tür in eine bessere Zukunft aufstoßen (ab S.48).

Auch die großen Storys zu den Debütromanen unseres Titelstars Sharon Dodua Otoo sowie unserer geschätzten Autorin Mithu Sanyal – die dabei nahtlos anknüpfen an unser letztes Cover mit Hengameh – zeigen, dass die längst überfällige Umkrempelung der deutschen Literatur in vollem Gange ist. Neue Paradigmen, endlich! Ein epochales Kapitel in feministischer Geschichtsschreibung, von dem wir in Deutschland eine Menge lernen können, ist auch der in Argentinien triumphal gewonnene Kampf um das Recht auf legale Abtreibungen (S. 32).

Und ein persönlicher Grund zu Feiern ist für uns die Rückkehr unserer ehemaligen Praktikantin Rayén Garance Feil – diesmal als festes Mitglied der Printredaktion. Welcome back!

Bleib zuversichtlich und kämpferisch, wir sehen uns bald. Viel Spaß beim Lesen!

Deine Missys

Dossier: Schafft es ab!

Abolitionismus? Ist das nicht die historische Bewegung, die sich für die Abschaffung der transatlantischen Versklavung einsetzte? Ja und nein, Abolitionismus ist alles andere als passé, denn unterdrückerische Systeme gibt es noch heute. Was kaputt ist, wird hier nicht repariert, sondern radikal verändert – auch deshalb wird der Ansatz gern gemeinsam mit Transformativer Gerechtigkeit gedacht. Unser Dossier gibt Antworten auf die Fragen die unsere Welt verändern wollen.

Reformen reichen nicht: Was ist Abolitionsismus? Über die Geschichte eines Konzepts, das mehr als nur Abschaffung bedeutet, und eine Bewegung, die von antikolonialen Kämpfen nicht zu trennen ist. – S. 50

Eine Welt ohne: Wir wollten von Aktivist*innen und Expert*innen wissen, was sie liebend gerne abschaffen würden, wie eine andere Gesellschaft aussehen könnte und welche Skills es braucht, um abolitionistische Zukünfte zu gestalten. – S. 54

Legitime Gewalt: Was bedeutet Selbstverteidigung, was Gewalt? Die Philosophin Elsa Dorlin im Gespräch über Staatsgewalt und Widerstand. – S. 58

Die eigenen Waffen niederlegen: Um Gewaltkreisläufe zu durchbrechen und Transformation zu ermöglichen, muss zuerst die eigene Scham anerkannt werden. – S. 60

 „Ein zäher Prozess“: Wo stößt der Ansatz der Transformativen Gerechtigkeit an seine Grenzen? FLINTA*ktion über die missglückte Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt beim Monis-Rache-Festival. Ein Gespräch. – S. 63

Titel: Sharon Dodua Otoo – Neue Deutsche Literatur!

Entspann Dich, Deutsch! Sharon Dodua Otoo steht wie kaum eine andere für den längst fälligen Wandel in der deutschen Literaturlandschaft. Missy unterhielt sich mit ihr über den Debütroman „Adas Raum“, sprechende Eier und unverbesserliche Besserwisser. – S. 43

 

Aufschlag:

Banden Bilden: Teamsplaining. Die Plattform gefährliche Arbeit vernetzt queerfeministische Theaterarbeiter*innen, die keine Lust auf Boys-Club-Klüngelei in den technischen Gewerken haben. – S.10

Lieblingsstreberin: Kira – S.11

Konsum Fail: Faszienrolle – S. 11

Work Work Work Die Nageldesignerin – S. 12

Hä? Was heißt den Genderdoppelpunkt? – S. 13

Kultur & Gesellschaft:

Die Welt ist die Welt: Mithu M. Sanyal stellt in ihrem so witzigen wie theoriegeladenen Debüt „Identitti“ die intellektuelle Liebes- und Konfliktgeschichte zwischen einer – vermeintlich – indischen Professorin und einer indisch-polnischen Studentin in den Mittelpunkt. – S. 15

Wie in einem Kult: Auf dem Album „Deep England“ entmysthifizieren die Experimantalkünstlerin Gazelle Twin und der Electronic Drone Choir NYX das männlich dominierte Genre. – S. 18

The kids are alright: Queer, (post-)migrantisch, nah an der Wirklichkeit und im Öffentlich-Rechtlichen: Die Webserie „DRUCK“ ist überraschend erfrischend. – S. 20

Lichtspalt in die Zukunft: Der unerwartete Tod der schottischen Avant-Pop-Musikerin, Produzentin und DJ Sophie Xeon, bekannt als SOPHIE, erschütterte nicht nur ihre künstlerische, sondern auch die queere Community. Über Sophies Bedeutung schreibt Komponist*in und Choreograph*in Colin Self, der*die mit Sophie befreundet war. – S. 22

Rolle Vorwärts: Des Königs Liebhaber. In „Edward II. – Die Liebe bin ich“, einer Webserie des Schauspiel Köln, mimt sich das Ensemble durch Genres und Geschichte: mit üppigen Kostümen, Witz und Pomp gegen Heteronormativität. Ein Gespräch mit der Dramaturgin Sarah Lorenz. – S. 24

Politik & Arbeit:

Real Talk: Nicht aufzuhalten. Feminist*innen und trans Aktivist*innen haben die Legalisierung von Abtreibungen in Argentinien durchgesetzt – und sind der deutschen Realität damit weit voraus. – S. 33

Plenum unter Sternen: Die Bäume im Dannenröder Forst sind gefällt, doch der Protest lebt weiter. Nicht nur für die Verkehrswende, sondern auch für ein herrschaftsfreies Zusammenleben. – S. 36

Mode & Machen:

Styleneid: Magda El Sayed – S. 67

Aus alt mach Profit: Secondhand-Mode erlebt einen Hype nach dem anderen. Nun haben auch große Firmen das wirtschaftliche Potenzial von „pre-owned Fashion“ entdeckt. Doch wie nachhaltig ist das? – S. 68

Sex & Körper:

„Ich date keine Blondinen“: Was passiert, wenn weiße Typen Exotismus für den Ausdruck einer woken Gesinnung halten. – S. 73

Motherhood im Lockdown: Zehn Monate Pandemie und ein neun Monate altes Baby. Ein Erfahrungsbericht aus der Corona-Elternzeit. – S. 74

Edutainment:

Musik: Sex und Geld. Jasmine Sullivan erzählt auf ihrem R`n`B-Album „Hexaus Tales“ mit atemberaubender Stimme aus dem Bett – intimer und experimenteller als bisher. – S. 77

Now & Then: Girl in Red über Taylor Swift. Für die Musikerin Girl in Red war Taylor Swift die erste Künstlerin deren Songs sie auf der Gitarre lernen wollte. – S. 82

Film: Alleine im Van. Chloé Zhao begleitet in ihrem Film „Monadland“ die vergessenen Verlierer*innen der Finanzkrise von 2008, die im Südwesten der USA in ihren Campingmobilen auf der Suche nach Arbeit umherirren. – S. 83

Typenparade: Nähe und Gewalt. Steve McQueens Filmanthologie „Small Axe“ erzählt bildgewaltig von Schwarzer britischer Geschichte – mit einem besonders feinen Blick für verletzbare Männlichkeit. – S. 87

Serie: Pferdeposter im Hochhaus. Die ikonische Erzählung der „Christiane F.“ wird neu aufgelegt. Dabei überrascht die moderne Adaption mit erzählerischer Freiheit und manipulativem Geschick. – S. 84

Literatur: Von den Lippen ablesen. Über Sprachbarrieren und Sparchlichkeit: Claudia Durastanti erzählt in ihrem autobiographischen Roman „Die Fremde“ mit schlichen poetischen Worten die Geschichte einer dysfunktionalen Familie. – S. 89

Kunst: Meine Geburt gehört mir. Das Frauenmuseum Hittisau widmet sich in einer umfangreichen Schau den Fragen: Wie prägt Politik unseren Start ins Leben – und wie steht es um die Selbstbestimmung von Gebärenden? – S. 95

Kolumne: Null Ambitionen. Der Kapitalismus will, dass wir ehrgeizig sind. Unsere Kolumnistin hat aber ganz andere Pläne. – S. 98

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