Magazin 03/2022

Liebe*r Leser*in!
Der Frühling ist da und viele sind wieder mehr unterwegs, nicht nur draußen, sondern auch auf Veranstaltungen oder im Urlaub. Während die Corona-Zahlen weiterhin hoch sind und die Lockerungen für Risikopatient*innen einen weiteren erzwungenen Rückzug ins Private bedeuten, ist das Motto „Das Leben muss weitergehen“ verbreitet und größtenteils wieder legitimiert. Für manche ist das vielleicht die einzige Freude oder ein Funken Hoffnung in düsteren Zeiten. Denn gleichzeitig herrscht weiterhin Krieg in der Ukraine, in kurdischen Gebieten
und vielen anderen Teilen der Welt – unser Dossier nimmt das zum Anlass, um über
die Auswirkungen und Strukturen von Krieg und Flucht, insbesondere für FLINT und rassifizierte Menschen, nachzudenken (S. 48).
Außerdem erwartet dich in dieser Ausgabe ein Erfahrungsbericht über ADHS (S. 64), eine Kulturstory über die nicht immer gelungenen Diversity-Ambitionen in Netflix-Serien (S. 17) und eine Reportage darüber, warum wir rassistische und gewaltvolle Polizeieinsätze filmen sollten (S. 36). Was an Diskursen über sogenannte Islamophobie falsch läuft und warum
es wichtig ist, Frauen und Queers islamistische Gewalt kritisieren zu lassen, erfährst du im Real Talk (S. 33).
Bei uns im Missy-Team dagegen läuft einiges gut, noch mal mehr, seitdem Rea Mahrous uns als neues Mitglied der Printredaktion tatkräftig unterstützt. Herzlich willkommen, Rea!
Wir hoffen, dass auch du gut in den Sommer kommst, wütend, aber auch hoffnungsvoll bleibst.
Aufschlag
Banden bilden: Nichts zu lächeln. Das Gastra-Kollektiv Zürich/Luzern setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen und gegen Herabwürdigungen sowie sexualisierte Belästigungen in der Gastronomie ein. – S. 12
Lieblingsstreberin: Andrea Martel – S. 13
Work Work Work: Kinderärztin – S. 14
Hä? Was heißt denn…Post-Ost? – S.15
Kultur & Gesellschaft
Bingen ohne Cringen: Tragen Serien mit woken Inhalten und diversen Charakteren dazu bei, dass sich die Machtverhältnisse ändern, oder verkaufen sie nur neoliberalen Vielfaltskitsch? Über zwei große Serienproduktionen der letzten Jahre. – S. 17
Wenn schon lesbisch: Duygu Ağals Buchdebüt ist eine Zumutung im besten Sinne. Mit immenser erzählerischer Tiefe stemmt sich der Text über Queerness, Ablösung und Flucht gegen den überholten Kanon. – S. 20
Dieses „What the fuck?“: Der Film „Nico“ erzählt, wie eine Altenpflegerin Opfer eines rassistischen Angriffs wird – und sich ihr Selbstbewusstsein zurückerkämpft. Die Filmemacherinnen Sara Fazilat, Eline Gehring und Francy Fabritz im Gespräch. – S. 22
Rolle Vorwärts: Viriler Superschurke. Shakespears Richard III. ist ein intriganter Mörder, gleichzeitig aber auch verletzt und verführerisch. Katja Brunner hat ihn als Frau neu geschrieben. – S. 24
Politik & Protest
Real Talk: Frei sprechen. Die Debatte um sogenannte Islamophobie im „progressiven Westen“ dreht ins Absurde. #LetUsTalk fragt: Warum sollten Frauen und Queers aus islamisch geprägten Gesellschaften nicht kritisch über den Islam sprechen? – S. 33
Reportage: Warum wir die Polizei filmen müssen: Die Kampagne „Go Film the Police“ fordert zum Dokumentieren rassistischer Polizeigewalt auf. Am Beispiel der gewaltsamen Gentrifizierung Neuköllns wird klar: Der Widerstand ist notwendig. – S. 36
Titel – Torrey Peters
Leute nach ihren Buchstaben fragen: In ihrem gefeierten Roman „Detransition, baby“ verhandelt die Autorin Torrey Peters die Realität von trans Personen so klug und witzig wie niemand zuvor. Das Buch erscheint nun auf Deutsch. – S. 45
Dossier – Krieg und Flucht
Die zerstörerische Wucht von Krieg zeigt sich in Toten und zerbombten Städten, in ausgebremsten sozialen Bewegungen, im Florieren von Menschenhandel, an rassistischen Grenzregimen. Während Krieg andernorts normalisiert wird, steht der in der Ukraine im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit. Über die Verstärkung sozialer Ungleichheit, paneuropäischen Nationalismus, Menschenhandel und die Grenzen feministischer Außenpolitik.
In Scherben: Was bedeutet der Krieg für den Feminismus und für Frauen? Ein Gespräch mit der ukrainischen Aktivistin Olena Shevchenko. – S.50
Die Not ausnutzen: Auf der Flucht sind Menschen der Gefahr von Ausbeutung ausgesetzt. So auch jene, die nun aus der Ukraine flüchten. Über den Zusammenhand von Krieg und Menschenhandel. – S. 52
Rassismus als Infrastruktur: Krieg und Flucht verstärken Diskriminierung, Ungleichheit sowie gewaltvolle Grenzregime. Eine Gesprächsrunde über Willkommenskultur und Doppelstandards. – S. 54
Der Traum vom feministischen Frieden: Feministische Außenpolitik erlebt einen Aufschwung – zumindest der Begriff. Denn das Konzept mag in seinem Ursprung zwar radikal sein, die Umsetzung scheitert jedoch an Machtverhältnissen. – S. 59
Sex, Körper& Style
Sex-Kommentar: Gefickt von Fake-Agent Thomas. Queerer Sex kann hot, lustig und weird sein – insbesondere dann, wenn Heterotropen spielerisch angeeignet werden. – S. 63
Leben ohne Filter: Wie lebt man das gute Leben mit ADHS? Ein Erfahrungsbericht über ein neurologisches Syndrom und viele Vorurteile. – S. 64
Moodboard: Euphoria High – S. 66
Styleneid: Izzy – S. 67
Anpassen: Etwa 15 bis 25 Prozent aller Menschen besitzen eine Form der Behinderung. Statt auf deren Kleidungsbedürfnisse einzugehen, ignoriert die Fashionbranche sie weitgehen. Hier äußern vier Träger*innen von adaptiver Mode, was sie nervt. – S. 68
Edutainment
Musik: Kanten kappen. Mit ihrem Debütalbum „Zartcore“ kreiert die Hamburgerin Finna einen Raum für sich selbst, aber auch für alle, die nach einer queeren Fusion von Bubblegum-Pop, Rap und Politik gesucht haben. – S. 71
Musik- und Podcasttipps – S. 72
Film: Erwachen in der Lobby. Die Tragikomödie „Good Luck To You, Leo Grande“ erzählt von der Begegnung zwischen einer Religionslehrerin und einem Sexarbeiter. – S. 79
Serie: Lachen am Fließband. In der Mockumentary „Die Discounter“ ist u.a. Rapperin Nura in der Rolle einer Supermarkt-Angestellten zu sehen. Auch der restliche Cast in on point ausgewählt. – S. 80
Kannibalismus, hol mich hier raus: „Yellowjackets“ zeigt einen Überlebenskampf und seine Spuren. Mit überwiegend weiblichem Cast gelingt der Serie ein feministischer Spin auf die klassische Survival-Story. – S. 80
Filmtipps – S. 80
Literatur: E-Auto und Heiligenfiguren. In ihrem Comic „Zurück in die Heimat“ zeichnet Nacha Vollenweider queere deutsch-argentinische Geschichte voller Zwischentöne. – S. 87
Literatur- und Comictipps – S. 88
Now and Then: Natacha Muziramake über Serena Williams. Die Künstlerin und Autorin lernte früh, was Selbstbestimmung bedeutet – und sieht diese durch die Sportlerin Serena Williams verkörpert. – S. 91
Typenparade: Kleine Mehrheit. Gianni Jovanovics Autobiographie ist ein Schritt in Richtung Verständigung zwischen Sinti*zze und Rom*nja und der weißdeutschen Dominanzgesellschaft – differenziert und nicht frei von Selbstkritik. – S. 93
Kunst: „Eine Traummaschine!“ Die neuseeländische Künstlerin Ruth Buchanan inszeniert die Sammlung des Kunstmuseums Basel neu. Sie bestimmt über Texte, Auswahl, Höngung und Dramaturgie – und deutet so auch die Institution um. – S. 95
Kolumne: Time to Say Goodbye. Lustige Anekdoten und chaotische Lebenshilfe: Unsere Kolumnistin verabschiedet sich nach drei Jahren Achterbahnfahrt. – S. 98