Der Begriff FLINTA beinhaltet mehr feministische Klugheit als auf den ersten Blick sichtbar. Er steht für Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen – also Personen, die aufgrund ihrer geschlechtlichen und/oder sexuellen Identität patriarchal diskriminiert werden. FLINTA beschreibt nicht etwa die sexuelle Orientierung, sondern geschlechtliche Identitäten und macht somit die soziale Komponente von Geschlecht sichtbar. „Sozial“ heißt hier, es geht nicht um die Frage, welches Geschlecht mensch bei der Geburt zugewiesen bekommen hat, sondern um die Frage wie sich eine
Person geschlechtlich selbst identifiziert.

Als Abkürzung vieler Identitäten vereint der Sammelbegriff geballte feministische Solidarität. Entstanden ist das Akronym (ein Wort, das aus den Anfangsbuchstaben anderer entsteht) als sprachliche Weiterentwicklung feministischer Kämpfe um die Sichtbarkeit patriarchal diskriminierter Identitäten. Der Begriff FLINTA will also ein selbstbestimmtes Hilfswort für geteilte Diskriminierung unterschiedlichster Identitäten sein – bleibt dabei aber nicht unumkämpft.

In den frühen feministischen Bewegungen und späteren radikalfeministischen Ansätzen wurden vor allem endo-cis Frauen in den Fokus genommen, also Frauen, denen bei Geburt das normative Geschlecht Frau zugewiesen worden ist und die sich als solche auch identifizieren. Immer wieder mussten Lesben und trans Personen in dieser Bewegung um Sichtbarkeit kämpfen, die in der cis-heteronormativ dominierten zweiten Frauenbewegung oft Ausschluss erfahren mussten.

Spätestens seit dem Aufkommen queerfeministischer Diskurse in den 1980er-Jahren rückte jedoch die Tatsache stärker ins feministische Bewusstsein, dass auch andere geschlechtliche Identitäten unter dem Patriarchat leiden. Außerdem wurde mit dekonstruktivistischen Theorien wie jener von Judith Butler deutlich, dass Geschlecht gesellschaftlich konstruiert ist und es durchaus mehr Identitäten als die binäre Idee von „Männern“ und „Frauen“ gibt. Die Einführung des Begriffs „Gender“ war der Ausdruck für die Abkehr von dieser zweipoligen Denkweise und die Abgrenzung zu einem biologistisch gedachten Konzept von Geschlecht.

Mit der Anerkennung dieser Ideen ging auch eine Veränderung der Sprache einher: Zunehmend wurden neben endo-cis Frauen auch Lesben, nicht-binäre, inter, agender und trans Personen innerhalb feministischer Sprache sichtbar: Zu Beginn wurde der Begriff FLIT, FLTI oder FLTI* verwendet. Letzterer setzte sich zunächst bei neueren feministischen Bewegungen durch. Dieser Ausdruck schließt jedoch nicht-binäre und agender Personen aus, also Personen, die sich außerhalb der binären Norm verorten oder Personen, die sich mit keinem Geschlecht identifizieren. Auch das Sternchen am Ende von FLTI*, für das oft als Platzhalter*in für vielfältige Geschlechtsidentitäten argumentiert wurde, nennt diese Personen eben nicht explizit mit. Etwa um das Jahr 2017 setzte sich zunächst FLINT als neues Kürzel durch. Seitdem hat sich der Sprachdiskurs jedoch noch weiterentwickelt – so spricht man heute meist von FLINTA-Personen.

So hat sich über die Jahre ein Begriff im feministischen Sprachgebrauch entwickelt, der eine Bandbreite an geschlechtlichen Identitäten abdeckt. Sie alle haben eine zentrale Gemeinsamkeit: die Diskriminierung durch das Patriarchat. Der Begriff FLINTA schafft es so, ganz unterschiedliche Perspektiven zu vereinen. Diese sind so vielfältig, dass es unmöglich ist, sie unter dem cisgeschlechtlich und binär gedachten Begriff „Frau“ zu summieren. FLINTA ist ein Versuch sprachlicher Solidarität und zeigt, dass Sprache sich stetig verändern und damit auch immer ein Instrument politischer Kämpfe sein kann.

Räume für FLINTA sollen Schutzräume für alle bieten, die patriarchal diskriminiert werden. Wichtig ist darin vor allem die Solidarisierung mit den jeweils anderen Perspektiven und das Bewusstsein, dass man den feministischen Kampf nur gemeinsam führen kann. FLINTA ist also ein sprachliches Abbild der Weiterentwicklung (queer-)feministischer Kämpfe – und vielleicht auch nicht der letzte Begriff, der unser feministisches Sprechen prägen wird.

Dieser Text erschien zuerst in Missy 06/20.

*In einer vorherigen Version stand an dieser Stelle eine Definition von FLINT. Die Autorin hat die Definition um das „A“ erweitert.