medienelite Liebe Leser_innen,

ich bin jetzt schon ein paar Minuten über die Zeit – mein letzter Blogeintrag soll das hier werden, denn der Monat Juni und damit auch mein Gastauftritt bei Missy sind vorüber. Zunächst möchte ich mich recht herzlich bei euch bedanken: für das Lesen, Verlinken, Kommentieren, Twittern und sonst wie Spreaden meiner Zeilen. Es hat mir sehr viel Spaß bereitet euch unterhalten und zum Nachdenken angeregt zu haben. Und natürlich geht mein Dank auch an das Missy-Team für die Einladung zum Gastbloggen und die Unterstützung während dieser Zeit. Congrats also an alle, die sich angesprochen fühlen.

Ich blogge nun schon seit mehr als vier Jahren – meine Gedanken, Gefühle, Theorien und alles, was ich für erwähnenswert halte. Viele Menschen lesen das mittlerweile gern und häufig, andere kommen ab und zu mal vorbei und wieder andere über Verlinkungen, Empfehlungen und Google sporadisch – und entscheiden sich zu bleiben oder nach einem Klick wieder das Weite zu suchen. Die Diskussionen unter meinen Texten, aber auch die vielen Mails, die mich während dieser Zeit erreicht haben, waren immer meine Motivation – Herz und Motor meiner Blogtätigkeit.

Selten kamen wir auf einen gemeinsamen Nenner, doch die Reibung, die beim Bloggen, Lesen, Kommentieren entsteht, erzeugt Wärme – einfachste physikalische Gesetze – auch im Netz sind sie nicht außer Kraft gesetzt. Im vergangenen Jahr, mit mehr Gender-Issues meinerseits auf diversen Plattformen, bekam das Ganze etwas mehr Hitzezufuhr, was mich dazu veranlasste, ein paar Ablassventile einzubauen, auch in meine eigene Denkweise. Nicht, dass der Kessel am Ende noch explodiert. Trotzdem kein Grund, nervös zu werden oder den ein oder anderen bombigen Gedanken zurück zu halten.

Denn nervös sollen ja am Ende die werden, die es lesen. Nervös, weil sie nachdenken müssen, weil sie verunsichert sind, weil sie sich aufregen, weil ihnen der sattelfest geglaubte Weltsichtboden unter den Füßen weggezogen wird. Sich in Themen zu bewegen, die für alle Menschen relevant sind und denen ordentlich Zündstoff inne wohnt, ist immer eine heikle Sache. Entweder, weil mensch Gefahr läuft, heftigen Gegenwind zu bekommen, beispielsweise in Form von sexistischen Anfeindungen, oder weil der/die Autor_in oder Kommentator_in schnell merkt, dass auch die Netzgemeinde nicht in luftleere oder konsensfähige Räume hinein visualisiert. Wir leben in einem einzigen Widerspruch. Diese Spannung auszuhalten, von allen Seiten, ist ein unglaublicher, zum Teil theoretischer, Kraftakt, für den mensch gewappnet sein muss, aber nie vorbereitet sein kann. Das kalte Wasser wartet an jeder dunklen Ecke, an denen wir nie vorbeikommen.

Je öfter und länger wir diese Spannungen allerdings aushalten, desto mehr bekommen wir ein Gefühl dafür, was Sozialisation und „Socializing“ wirklich bedeuten – Handlungsräume zu eröffnen, sie zu betreten und zu gestalten. Macht zu erlangen, Empowerment zu spüren und Widerstände aufzudecken und transparent zu halten.

Nichts bleibt wie es ist und hier stimme ich Herbert Grönemeyer zu, wenn er sagt: „Bleibt alles anders“. Deswegen können wir uns nicht ausruhen, müssen uns immer bewegen, „Stillstand ist der Tod“. Wir können uns gar nicht mit Erreichtem zufrieden geben, weil der Platz, auf dem wir uns ausruhen immer ein harter Schemel und nie eine fluffige Couch sein wird. Und letztlich ist Sitzfleisch auch nicht besser als wundgesessene Stellen.

Ich möchte jede_n ermutigen, diesen Widerständen nicht aus dem Weg zu gehen, lieber das Unbequeme zu wählen und jeden Gedanken zur Disposition zu stellen. Alle sind es wert, geäußert und diskutiert zu werden. Immer wieder müssen Dinge neu ausgehandelt werden, denn sie präsentieren sich je nach Kontext verschieden. Das Internet hat Platz für alle und alle Aushandlungsprozesse. Also schreibt eure Blogs, werft eure Thesen in die Waagschale und seid unbequem! Schlafen können wir, wenn wir tot sind.

Alle Wachsamen begrüße ich derweil recht herzlich auf meinem Blog, meinem Twitter-Account und die Mädchenmannschaft freut sich auch, wenn ihr vorbei schaut. Wir sehen uns!