Musikerin und Autorin Christiane Rösinger hat sich Gedanken über ein Lebensmodell fernab der engen Grenzen der Pärchenideologie gemacht. Zu welchen Schlüssen Rösinger dabei für sich kam, ist in ihrem neuen Buch „Liebe wird oft überbewertet“ nachzulesen.

Missy-Autorin Katharina Ludwig hat sich mit der Künstlerin getroffen, um mit ihr über ihr zweites literarisches Werk zu sprechen. Einen Auszug des Gesprächs gibt es hier, das gesamte Interview findet ihr im aktuellen Missy Magazin.

In deinem neuen Buch beschreibst du feindliche Blicke, die du in einem Hotel als Frau alleine am Frühstückstisch abbekommst.

Es geht um den Blick von außen, aber auch um den Blick nach außen. Wir leben in einer pärchenzentrierten Welt. Du fühlst dich gut und bist nicht einsam, trotzdem kommen von der Umwelt diese Zweifel. Du wirst eher akzeptiert, wenn du eine schlechte Beziehung hast, als wenn du gar keine hast, denn bei einer schlechten Beziehung kann jeder mitreden. Außer SoziologInnen haben aber noch nicht viele Leute gesagt, dass es die Liebe vielleicht nicht gibt, dass sie vergötzt und überbewertet wird. Das zu sagen ist für viele Leute eine unglaubliche Verletzung. Ähnlich als hätte man im 18. Jahrhundert gesagt, dass es vielleicht keinen Gott gibt und wir irgendwie so zurechtkommen müssen.

Kannst du dich erinnern, wann dir das klar geworden ist?

Das war bei einem Konzert der Lassie Singers in den 1990ern. Ich habe ja immer sehr traurige Liebeslieder geschrieben, weil ich auch immer sehr verzweifelt war, und der Veranstalter fragte, warum die Lieder so arg traurig seien. Wenn mich die Liebe immer so fertig macht, meinte er dann, darf ich ihr nicht so einen großen Platz in meinem Leben lassen. Das hört sich banal an, aber für mich war das wie ein Befreiungsschlag.

Du hast dich auch mit Single-Ratgebern beschäftigt. Warum sind die so erfolgreich?

Die Liebesschnulze nistet sich schon bei ganz jungen Leuten ein. Das ist eine verdammt starke Ideologie, ein Backlash gegen die Errungenschaften des Feminismus. Viele junge Frauen denken trotz Studium, es sei am wichtigsten einen Freund zu haben, sich herzurichten und mit anderen in Konkurrrenz zu treten.

Zur Zeit ist Christiane Rösinger mit ihrem Buch auf Lesereise. In Berlin macht sie am 25.3. in der Volksbühne für eine musikalische Lesung halt, in deren Anschluss eine After-Leseparty mit dem „Ja, Panik“-DJ Team im Südblock in Kreuzberg steigt. Alle weiteren Lesetermine und -stationen findet ihr bei uns unter „Missy präsentiert“.

Wann & Wo:

25. März, 20 Uhr, Volksbühne, Rosa-Luxemburg-Platz, 10178 Berlin; Südblock, Admiralstraße 1-2, 10999 Berlin.

www.christiane-roesinger.de