Die brutale Bekämpfung des friedlichen Widerstandes in der Türkei wirft bei mir als Deutschtürkin immer mehr Fragen auf. Ich möchte für Missy hinschauen: Warum sind die türkischen Frauen so wütend auf Erdoğan? Welche Rolle spielen Feministinnen? Und welche Frauen unterstützen das autoritäre Auftreten des Regierungschefs?

Polizisten treten Frauen, die auf der Straße sitzen. Ärztinnen und Ärzte werden davon abgehalten, Verletzte zu versorgen. Die Türkei ein demokratisches Land? Ja, genau das zeigt sich gerade. Hier steht die Zivilbevölkerung gegen eine frei gewählte Regierung auf, die zunehmend ins Privatleben eingreift. Frauen spielen hier seit der ersten Stunde eine zentrale Rolle. Sie haben das Internet als #protesttool genutzt, um den friedlichen Aufstand an immer neuen Orten organisieren zu können.

Der Protest gegen Erdogan ist nicht neu. Massengeknutscht wurde gerade noch im Mai in der U-Bahn-Station #Kurtuluş in #Ankara. Die Knutschenden protestierten im Flashmob gegen offizielle Ansagen, mit denen die konservative Kommune versuchte, die Fahrgäste vom öffentlichen Kuss abzuhalten. U-Bahn-Ansagen, die zur Züchtigung aufrufen? Ein moralischer Rückschritt in die prüden fünfziger Jahre, wo es in der Türkei viel „Ayıp“ gab, was „unhöflich, unmoralisch, schändlich“ bedeutet. Mit „Ayıp“ sind die Frauen damals zu zurückhaltenden Hausfrauen erzogen worden.

Heute lassen sich das die jungen Urbanen nicht mehr sagen. Selbst in der Regierungshauptstadt nicht, die weder linksalternatives Zentrum noch Stadt der kulturellen Avantgarde wie die Metropole Istanbul ist.

Mehr zu #occupygezi morgen… #direngeziparkı!