Von Christina Mohr

„Sundur“ bedeutet auf Isländisch so viel wie „auseinander“ – ein Begriff, der für die Zwillingsschwestern Ásthildur und Jófríður Ákadóttir in den vergangenen anderthalb Jahren große Bedeutung erhielt und sich auch als Thema durch ihr neues Album zieht. Die Schwestern waren nämlich zum ersten Mal in ihrem (noch recht jungen zwanzigjährigen) Leben voneinander getrennt: Ásthildur ging zum Musikstudium nach Amsterdam, Jófríður arbeitete mit ihrer zweiten Band Samaris und war häufig unterwegs. Neue Songs entstanden, wenn die Schwestern einander besuchten – eingespielt wurden die Stücke allerdings in nur zwei Tagen.

_MG_0405
Die Schwestern Ákadóttir © Magnus Andersen

Ungewohnte Bedingungen, die sich auf „Sundur“ in Form von direkten, ungeschliffenen Arrangements niedergeschlagen haben. Okay, raubeinige „Huh!“-Schlachtrufe wie jene der isländischen Fußballmannschaft sind natürlich nicht zu hören – grundsätzlich bleiben die Schwestern dem zarten Alternative Folk verbunden, der schon ihre ersten beiden Platten so zauberhaft machte. Aber diesmal geht es deutlich abwechslungsreicher zu: Synthie-Einsätze, nachdrückliche Rhythmen und lebendige Klavierparts lassen zwischendurch sogar mal die Tanzbeine zucken, was es früher so nicht gab.

Ásthildurs und Jófríðurs Vater, der Komponist Áki Ásgeirsson, unterstützte Pascal Pinon als Producer und fügte außerdem originelle perkussive Elemente hinzu: Mal rührt er wild in Stahlschüsseln herum, mal hämmert er auf verschrotteten Flugzeugteilen herum, was teilweise zu Anmutungen à la Coco Rosie führt.

SundurPascal Pinon „Sundur“
(Morr Music/Indigo), VÖ: 19.08.

Mit „Sundur“ werden Pascal Pinon ihren Status als „Folk-Elfen“ (noch) nicht komplett abschütteln können. Aber man weiß ja, dass isländische Elfen etwas ganz Besonderes sind – und vielleicht gibt’s beim nächsten Album sogar doch ein kräftiges „Huh!“.