Von Ann-Kathrin Mogge

Samstags arbeite ich in einem Klamottenladen, der sich an ein junges, urbanes Publikum richtet. Hin und wieder erkämpfe ich mir dort die Hoheit über die Musikauswahl und das klappt meist auch ganz gut. Zumindest bis mir vorgestern angetragen wurde, es sei ab nun im Besonderen darauf zu achten, dass ich keinen „feministischen Punkrock“ mehr spiele. Dass ich zur Sicherheit überhaupt keine Musik mehr spiele. Huch! Liegt’s an den Tuts? Sicherlich auch. Kratzt mich das? Nö.

© Jennifer Doveton
© Jennifer Doveton

Das Londoner Trio The Tuts unter der Genrezuordnung „Punkrock“ abzuheften, wäre aber zu kurz gegriffen, zumal diese im oberen Framing ziemlich despektierlich daherkommt. Bereits 2013 sorgte das „3-Tone-Trio“ (Selbstauskunft) für einige Wellen, als sie gemeinsam mit Kate Nash und Billy Bragg auftraten und in der Folge ihr Debut über Crowdfunding finanzieren konnten.

The Tuts spielen extrem (!) catchy Pop-Punk, der hin und wieder Richtung Indierock ausschert und bieten auf ihrem ersten Album „Update Your Brain“ Myriaden von Mitsingmomenten an. Okay, das ist gelogen – es sind zwölf. Gleich zu Beginn fordern sie Hörer*innen auf, sich von Altlasten frei zu machen, sich selbst zu updaten und auf Kommendes und besonders sich selbst zu konzentrieren. Gründe für schlechte Laune gibt es ohnehin zuhauf: manipulative Boyfriends, schmierige Manager, regressive Politik, Stagnation, repetitiver Einheitsbrei im Radio.

tuts-promo-pic„Update Your Brain“
The Tuts
bereits erschienen

„Why do all these boy bands getting played on the radio?“ Eine Antwort darauf mag sicherlich sein, dass die Autorin gerade Musikverbot hat – und all die Indieboy-Kapellen ja auch mit irgendwas ihr Brot schmieren müssen. Finde ich das beschissen und ungerecht? Bestimmt. Mit den Tuts dagegen anzusingen und zu wissen, die bessere Musik auf der eigenen Seite zu haben, macht es aber deutlich erträglicher. „What’s on the radio?“ Hoffentlich bald The Tuts.