Von Christina Mohr

Ziemlich genau drei Jahre nach „Lila Samt“ ist Sookee wieder da – das neue Album der Berliner Rapperin trägt den Titel „Mortem & Makeup“ und hat keinen geringeren Anspruch, als genau bei denen zu landen, die die Tracks der „queeren Zecke“ früher niemals akzeptiert hätten. Also raus aus der linken Filterblase, rein in den Mainstream? No way! Zugeständnisse à la Sookee sehen so aus, dass sie eben noch expliziter wird: Lautete doch einst ein Vorwurf an die „Quing of Berlin“, dass ihre Texte wie „Vorlesungen aus dem Soziologie-Grundstudium“ klängen. Jetzt werden Namen genannt, wie im Opener „Q1“, der einem politischen Rundumschlag gleichkommt. Internationaler Rechtsruck, Flüchtlingskrise, Verschwörungstheorien, AfD – Sookees Haltung ist unmissverständlich, und zwar linkshumanistisch.

© Eylul Aslan

Im Stück „Hüpfburg“ nimmt sie die Perspektive eines Kindes aus einer Neonazi-Familie ein – ein geschickter Dreh, den Sookee auch bei „Hurensohn“ anwendet: Der Titel ist ganz wörtlich zu verstehen, denn hier geht’s um den Sohn einer Hure. Queerness und Feminismus stehen nach wie vor ganz oben auf Sookees Agenda, man siehe/höre das empowernde „Kontrollverlust“, das ganz klischeefrei das Zeug zur neuen Women’s-March-Hymne hat. In „Die Freundin Von“ geht Sookee mit sich selbst hart ins Gericht, rappt über vergangene Zeiten, als sie aus Unsicherheit Sachen machte, für die sie sich heute schämt – und die doch wichtig waren fürs gereifte Selbstverständnis.

Sookee „Mortem & Makeup“
Buback/Indigo, VÖ: 17.03.

Musikalisch ist „Mortem & Makeup“ Sookees bisher abwechslungsreichste Platte: Sie changiert zwischen Dubstep, Old-School-HipHop, Dancebeats und R’n’B-Balladen. Als Gaststars hat sich Sookee jede Menge interessante Leute eingeladen: Grim104 von Zugezogen Maskulin rappt beim bitter-nachdenklichen „You Only Die Once“, Charlotte Brandi (Me And My Drummer) ist bei „Who Cares“ zu hören. Wenn das Mainstream ist, sind wir doch gerne dabei!