Von Jacinta Nandi

Es gibt so viele feministische Themen, die man ziemlich schnell (und ziemlich gerne) als unwichtig, unpolitisch und oberflächlich abstempelt. Z. B.: Hausarbeit. Schminke. Rasieren. Nigella Lawsons Gewalterlebnisse. Paris Hiltons Sex Tape. Stillen, abstillen. PMS. Scheidenpilz. Die Besteuerung von Binden und Tampons. Aber über kein Thema wird so wenig gesprochen wie über Schlafmangel. Sieht man von Kindererziehungsratgebern und Mama-Facebook-Gruppen ab, kommt das Thema so gut wie nirgends vor.

© Josephin Ritschel

Schlafmangel: Wenn er gegen Kriegsgefangene benutzt wird, ist er ein Folterinstrument. Wenn es einen Mann betrifft, der zu lange feiern war, wird es zumindest als Problem anerkannt. Wenn sich eine Mama über zu wenig Schlaf beschwert, hat niemand, wirklich niemand auf diesem Planeten Mitleid mit ihr. Im Gegenteil denken die Leute, dass sie total selbstsüchtig und undankbar ist.

Ich habe übrigens seit vier Monaten nicht geschlafen. Vielleicht ist das übertrieben.
Ich habe seit vier Monaten sehr, sehr wenig geschlafen. Die Folgen spüre ich jeden Tag.
Ich verwechsle englische und deutsche Begriffe, ich vergesse, Leute zu grüßen, sage dafür „Hallo“, wenn ich den Fahrstuhl betrete, und „Tschüss“ zur Selbstbedienungskasse im Supermarkt.

Manchmal träume ich davon, mich aufs Sofa zu legen, während das Baby friedvoll auf der Spielmatte spielt, und fünf Minuten, vielleicht auch zehn oder 15, zu schlafen. Einschlafen, auf Englisch „to fall asleep“ – was für ein schönes Gefühl zu fallen, zu ertrinken, zu schwimmen in diesem sanften, wunderbaren, köstlichen Zustand: Schlaf. Und wenn ich sage, dass ich davon träume, meine ich natürlich tagträume. Nachts träume ich seit vier Monaten nichts. Dafür schlafe ich nicht kontinuierlich genug.

Es ist lustig mit dem Schlafmangel. Wie so oft werden körperliche Beschwerden, die Frauen haben, von Ärzt*innen, aber auch Le…