Soso, die Brigitte wird jetzt also aufhören, mit mageren Agenturmodels zu arbeiten und stattdessen Mode und Beauty nur noch an „normalen“ Frauen zeigen. Das hat Chefredakteur Andreas Lebert vorgestern in Hamburg bekannt gegeben. Statt der Models sollen Frauen gezeigt werden, „die eine Identität haben, also die 18-jährige Abiturientin, die Vorstandsvorsitzende, die Musikerin, die Fußballerin“, erklärte Lebert. Gründe nennt die Pressemitteilung:

Weil Frauen keine Stellvertreter brauchen. Sie lassen sich nichts mehr vorschreiben. Weil Kleidung heute keine Frage von Trends, sondern von Persönlichkeit ist. Weil neue Looks nicht nur auf dem Laufsteg entstehen, sondern auf den Straßen, in der Schule, auf Konzertbühnen, im Kino, im Café um die Ecke. Weil wir Mode und Beauty in Zukunft an Frauen zeigen wollen, die nicht den oft perversen Gesetzen des Modelgeschäfts unterworfen sind, sondern mitten im Leben stehen.

Ohne jetzt immer nur nörgeln zu wollen und obwohl wir das grundsätzlich begrüßen, drängt sich uns doch irgendwie der Eindruck auf, dass es sich hier vor allem um einen sehr geschickten PR-Coup handelt. Schliesslich hat die Brigitte auch vorher schon lange nicht nur Hungerhaken-Models im Heft: In den Strecken waren immer wieder drallere Models zu sehen, Vorher-Nachher Geschichten mit den Leserinnen sind ein langjähriger Standard und auch Modestrecken mit den eigenen Redakteurinnen, Schauspielerinnen, Sportlerinnen und anderen „echten“ Menschen ohne Modelmaße hat es schon gegeben. Die Entscheidung, gar nicht mehr mit Profi-Models zu arbeiten, ist vor dem Hintergrund eher als Knalleffekt zu bewerten denn als großer Umschwung.

Was die Brigitte jetzt mit Tamtam eingeführt hat, war bei Missy von Anfang an Teil des Konzeptes: In den Modestrecken zeigen wir – bis auf sehr wenige Ausnahmen – ganz normale Frauen, die nicht immer Modelmaße haben und meistens auch bedeutend älter sind als 18. Und im Gegensatz zu Brigitte und vielen anderen Frauenzeitschriften, die auf ihren Titeln namenlose Modelgesichter zeigen, ist bei Missy immer eine Künstlerin auf dem Titel – also nicht nur ein Gesicht, sondern eine bemerkenswerte, kreative Frau.

Vielleicht sollten wir dazu mal eine Presseerklärung rausgeben, dann wären wir auch mal wieder in der Tagesschau…