David und Bryan (Andrew Rannells und Justin Bartha)haben so einiges: ein Traumhaus in LA, bestbezahlte Jobs als Gynäkologe und TV-Produzent, einen herzzerreißend niedlichen Hund und, nicht zuletzt, eine wunderbar intakte Beziehung. Dem Paar fehlt nur noch eins zum absoluten Glück: ein eigenes Baby.

Frisch von ihrem Ehemann betrogen, flüchtet derweil die junge Mutter Goldie (Georgia King) mit ihrer achtjährigen Tochter Shania (Bebe Wood) von Ohio nach LA und meldet sich bei einer Leihmutteragentur, um mit der Entlohnung ein Jurastudium finanzieren zu können. Bryan und David sind von der hübschen, liebevollen und toleranten Goldie hin und weg und wählen sie zur Gebärerin ihres Kindes aus. Die einzigen „Bösewichte“ der Serie sind Goldies Grossmutter Jane (Ellen Barkin), eine konservative Republikanerin und natürlich die Gesellschaft, die beispielsweise David die Pfadfindermitgliedschaft kündigt, beide in der Öffentlichkeit beschimpft, oder ihnen ständig das Gefühl vermittelt, keine Familie werden zu dürfen.

Die Sitcom „The New Normal“, die am 10. September 2012 zum ersten Mal auf dem US-amerikanischen Sender NBC ausgestrahlt wurde, ist eine Co-Produktion vom „Glee“-Macher Ryan Murphy und „Ali“ Allison Adler. Nicht zu übersehen sind die Parallelen zwischen dem Produzenten Ryan und seiner Figur Bryan. Beide haben die gleichen Berufe, leben in gleichgeschlechtlichen Beziehungen und haben auch noch sehr ähnlich klingende Namen. Während der Sohn in der Serie „Sawyer“ heißen wird, hat Ali mit ihrer Ex-Partnerin eine Tochter mit diesem Namen.

Leider ist dieses „neue Normal“ schon fast überspitzt genormt. So meiden es die werdenden Väter ständig, der Gesellschaft „weitere Angriffsflächen“ zu bieten. Das Taufkleid des Neugeborenen darf nicht zu mädchenhaft aussehen, das Zimmer wird geschlechterkonform blau gestrichen und David freut sich schon darauf, mit seinem Sohn mal Football spielen zu können. Während die anderen Figuren im Laufe der Serie eine klare Entwicklung durchleben, scheinen die beiden Protagonisten auf ihren Konventionen zu verharren. Trotz aller angeschnittenen Problematiken, die häufig beleidigend banal sind, wird eine gemütliche, amerikanische Friede-Freude-Cupcake-Welt aufrechterhalten, die keinen Raum für schwierigere Herausforderungen lässt, mit denen tatsächliche „Regenbogenfamilien“ in den USA und sonst auf der Welt konfrontiert werden. Die Serie greift Themen wie Diskriminierung, Rassismus und Homophobie auf eine amerikanisch Sitcom-gerechte Art auf, wagt vielleicht einen ersten Schritt in eine richtige Richtung, jedoch bleibt am Schluss ein idealisiertes Bild. Es drängt sich an dieser Stelle die Frage auf, welche tatsächlichen Freiheiten die ProduzentInnen beim Drehen hatten. Wollten sie auf eine Realität hinweisen, oder schufen sie sich eine Realität, die auch „weniger toleranten“ ZuschauerInnen eine große Sympathie für die schwulen Protagonisten abverlangt?

Das Land der „unbegrenzten Freiheit“ hat es so mit seinen Freiheiten. Die Serie wurde nach einer Staffel abgesetzt und im Mormonenstaat Utah gar nicht erst ausgestrahlt. Ein homosexuelles Paar, das sich dank einer Leihmutter den Traum eines eigenen Kindes erfüllt, scheint trotz aller idealisierten Inszenierung zu „viel“ für konservative Teile Amerikas gewesen zu sein.

Von Henrietta