Die Fotografin Ira Emets porträtierte in dem Buch „Wenigstens fünf Schritte“ Frauen in der Frauen-Strafkolonie Nr. 8 in der russischen Stadt Kostroma aus einer ungewöhnlichen Perspektive. Missy zeigt euch einen exklusiven Ausschnitt aus dem Buch.

Wenn wir etwas über Frauen in Gefängnissen hören, kommen uns sogleich verbreitete Klischees in den Kopf: Verbrecherin, Mörderin, Junkie, Diebin, Bösartigkeit, Betrug, Trostlosigkeit, Wattejacke. Kaum einer denkt an Schönheit und Attraktivität, an Herzenswärme und Liebe. Ich wollte Vorurteile vermeiden, auch meine eigenen als Fotografin.

Die Frauen fotografierten sich mit einem Fernauslöser selbst, während der Aufnahme waren sie allein im Raum — allein mit sich und ihrer Schönheit. Zuvor hatte ich sie gebeten, schöne Kleidung anzuziehen, sich — falls sie es möchten — zu schminken und sich die Haare zu machen. Sie sollten sich so zeigen, wie sie sich schön fühlen. Mit jeder meiner Heldinnen sprach ich über andere Themen, über welche, bestimmten sie selbst. Manche erzählten mir von ihren Sorgen, andere stellten Überlegungen über sich als Siebzehnjährige an, wieder andere erklärten mir, wie man klaut, oder erinnerten sich an ihre Gefühle während ihrer Straftat. Eine Frau brachte mir Singen bei.
(…)

Jede Frau, ganz gleich wo sie ist und wie ihr Leben sich entwickelt hat, träumt von Wärme, Familie und Schönheit. Alle Fotos entstanden 2015 in Russland, in der Besserungskolonie mit allgemeinem Vollzugsregime für Wiederholungstäterinnen in Kostroma.

Ira Emert