Von Janne Knödler

Wann immer ein Film mit einer Frau in der Hauptrolle ins Kino kommt, wird wieder mal gefragt: Ist das jetzt Feminismus? Auch das aktuelle Reboot von „Tomb Raider“ entkommt dem nicht. Der Plot des Films ist schnell zusammengefasst und orientiert sich gänzlich an dem 2013 erschienenen Videospiel-Remake: Die 21-jährige Lara Croft (Alicia Vikander) führt eine ganz normale studentische Existenz in London, obwohl sie die Erbin eines Wirtschaftsimperiums ist. Weil sie jedoch nicht an seinen Tod glauben will – ihr Vater verschwand vor sieben Jahren –, tritt sie das Erbe nicht an.

© Warner Bros. Germany

Nachdem sie in seinem Büro eine geheimnisvolle Botschaft von ihm findet, beschließt sie, das Schicksal ihres Vaters aufzuklären, und reist dafür auf eine kleine Insel vor der Küste Japans – sein letzter bekannter Aufenthaltsort. Dort wird sie mit allerlei Gefahren, Naturgewalten und Bösewichten konfrontiert, die sie, eine nach der anderen, überkommt.

Viel wichtiger als die vorhersehbare Story ist Lara Croft selbst. Regisseur Roar Uthaug kreierte keinen alleinstehenden Film, sondern führt hier ein riesiges Blockbuster-Franchise fort, entsprungen aus dem 1996 eingeführten gleichnamigen Action-Adventure-Game. Viele Millennials sind mit Lara Croft aufgewachsen, für viele war sie ein Idol. Grundlage dieses Status: eine hochproblematische Mischung aus dem Fakt, dass sie alle umhauen kann, und der Tatsache, dass sie dabei Hotpants trägt.

„Tomb Raider“ ist die Ausgeburt der Fantasie einiger Gamerbros. Auch der neue Film macht keine das Patriarchat bekämpfende, subversive Heldin aus ihr (auch wenn sie nun Cargopants tragen darf). Was die Figur trotzdem spannend macht: dass sie stärker ist als alle Männer. Alicia Vikander trainierte sich für die Rolle zehn Prozent ihres Körpergewichts an Muskeln an, entsprechend reizt sie im Film davon jeden einzelnen aus. Mehr als einmal hängt sie einarmig über einem Abgrund, springt meterweit, kämpft sich durch eisiges Wasser und schwingt sich an Seilen entlang. Lara Croft kriegt richtig etwas ab und steht wieder auf. Und auch wenn Vikander ursprünglich aus dem Balletttanz kommt, sieht nichts davon leicht aus.

© Warner Bros. Germany

Warum die Produzent*innen meinten, wir bräuchten einen neuen „Tomb Raider“, ist unklar – mit seinem generischen Drehbuch und seiner Blockbuster-Ästhetik ist der Film keine wirkliche Bereicherung für das aktuelle Kinogeschehen, das derzeit von einer Marvel-Verfilmung nach der anderen beherrscht wird. Im Kampf um die Aufmerksamkeit der Konsument*innen scheint es sich auszuzahlen, auf große Namen zu setzen. Hauptdarstellerin Alicia Vikander erzählt in Interviews davon, seit ihrer Kindheit Teil eines Action-Abenteuers sein zu wollen; den Punkt kann sie jetzt auf jeden Fall von ihrer Bucket List streichen.

„Tomb Raider“ GB/US 2018. Regie: Roar Uthaug. Mit Alicia Vikander, Dominic West, Walton Goggins u. a., 118 Min.

Doch zurück zur mittlerweile ewigen Gretchenfrage: Ist das jetzt feministisch? Wenn wir Feminismus als politische Bewegung begreifen, dann lautet die Antwort: nein. Was nicht heißt, dass es nicht trotzdem richtig Spaß macht, einer Frau dabei zuzuschauen, wie sie everybody’s ass kickt. Beim echten Feminismus eine ganz gute Inspiration, oder?